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freiesMagazinJanuar 2016Themen dieser Ausgabe sind u. a.Seite 3openSUSE 42.1 LeapEin Jahr ist es her, dass die von der Gemeinschaft erstellte openSUSE-Distribution eine Aktualisierung erfuhr. Nun liefern die Entwickler die Version 42.1 aus und versprechen, das Produkt –dem Versionssprung gemäß – stabilisiert, modernisiert und massiv verbessert zu haben. NachAussagen der Ersteller bietet die neue openSUSE 42.1 alles, was zeitgemäße Linux-Benutzerbenötigen. Der Artikel wirft einen Blick auf die Boxversion der Distribution. (weiterlesen)Seite 13Let’s EncryptLet’s Encrypt ist eine von der Internet Security Research Group betriebene Zertifizierungsstelle, welche sichzum Ziel gesetzt hat, das Verschlüsseln von Daten im Internet zum Standard zu machen. Der Artikel beschreibtdie Installation und die ersten Erfahrungen mit der Verwendung eines von Let’s Encrypt ausgestellten Zertifikats.(weiterlesen) freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Ausgabe 01/2016ISSN 1867-7991

M AGAZINEditorialJahresabschluss 2015Auch wir möchten den Jahreswechsel dazu nutzen kurz auf das Jahr 2015 in freiesMagazin zurückzublicken.Insgesamt 111 Artikel von 39 verschiedenenAutoren konnten wir 2015 auf 447 Seiten infreiesMagazin veröffentlichen. Das sind neun Artikel weniger im Vergleich zum Vorjahr und auchein Autor weniger. Diese Zahlen bestätigen unseren Eindruck der vergangenen Ausgaben, dieetwas dünner waren als wir uns das erhoffen. Wirkonnten allerdings in der Zwischenzeit ein paarneue Autoren gewinnen und hoffen daher daher,dass die Anzahl der Artikel zumindest stabil bleibt.Schließlich möchten wir auch im Jahr unseres10. Geburtstags weiterhin tolle und interessanteArtikel für unsere Leser veröffentlichen.Auch die Downloadzahlen gingen im Laufe desJahres etwas zurück. Bei der PDF-Ausgabe lagen die Downloads am Jahresanfang noch beiknapp über 7000 und schwankten im weiterenVerlauf meist zwischen knapp 6000 und fast 7000Downloads. Die HTML-Ansichten der Mobilausgabe pendeln zwischen 2200 und 3200. Und die mo- freiesMagazin CC-BY-SA 4.0bile EPUB-Version hat ca. 1100 bis knapp 1500Downloads. Zusammengefasst erreichen wir weiterhin mindestens 9000 Downloads pro Ausgabefür PDF, HTML und EPUB (ggf. mit Doppelungen),was nach wie vor ein sehr guter Wert ist.InhaltLinux allgemeinopenSUSE 42.1 LeapS. 3AnleitungenVi für typische nano-NutzerLet’s EncryptS. 11S. 13CommunityLinux Presentation Day in FrankfurtRezension: Doing Math with PythonRezension: Gut gerüstet gegen Überwachung im WebRezension: Coding with JavaScript forDummiesRezension: Java Web SecurityfreiesMagazin-Download-Statistik 2015.Wie gewohnt veröffentlichen wir in dieser Ausgabe auch wieder den Jahresindex 2015, bei demalle Artikel des vergangenen Jahres nach Schlagworten sortiert aufgelistet entionenImpressumS. 17S. 22S. 24S. 26S. 28S. 30S. 32S. 32S. 32S. 41Wir wünschen allen Lesern ein tolles Jahr 2016!TeilenKommentierenIhre freiesMagazin-RedaktionAusgabe 01/20162

D ISTRIBUTIONopenSUSE 42.1 Leapvon Mirko Lindnerin Jahr ist es her, dass die vonder Gemeinschaft erstellte openSUSEDistribution eine Aktualisierung erfuhr.Nun liefern die Entwickler die Version 42.1aus und versprechen, das Produkt – dem Versionssprung gemäß – stabilisiert, modernisiert und massiv verbessert zu haben. NachAussagen der Ersteller bietet die neue openSUSE 42.1 [1] alles, was zeitgemäße LinuxBenutzer benötigen. Der Artikel wirft einenBlick auf die Boxversion der Distribution.ERedaktioneller Hinweis: Der Artikel „OpenSuse42.1 Leap“ erschien erstmals bei Pro-Linux [2].AllgemeinKnapp zwanzig Jahre nach der ersten Ausgabevon „SuSE Linux“ im März 1994 steht die klassische SuSE-Distribution in einer Sackgasse. Seitgeraumer Zeit bereitet den Entwicklern der Distribution der Umstand Sorgen, dass das Produktin eine Position gerutscht sein könnte, die fürzahlreiche Anwender nicht mehr zufriedenstellendist [3]. Versuche, diesen Umstand zu ändern gabes bereits, doch verliefen die meisten Ansätzeentweder im Sand oder sie brachten keine zufriedenstellenden Resultate. Im Jahr 2014 hattedas Team die beiden Entwicklerprojekte „Tumbleweed“ und „Factory“ zusammengelegt [4] undein Rolling-Release angekündigt. Das führte allerdings weniger zu neuen Anwendern, sonderneher dazu, dass viele Gemeinschaftsmitglieder freiesMagazin CC-BY-SA 4.0und Entwickler sich dem Rolling-Release „Tumbleweed“ zuwandten. Die stabile Ausgabe verwaisteweiter.Die Veröffentlichung von openSUSE 13.2, daseigentlich für Sommer 2014 geplant war und verschoben werden musste, markierte schließlich eine imaginäre Wende. Vor allem die Bekanntgabe,wonach die Mitarbeiter von SUSE sich künftig anderen Aufgaben widmen sollten, stieß auf Skepsisin der Gemeinschaft und bekräftigte die Meinung,wonach von openSUSEnicht mehr mit Innovationen zu rechnen sei.Das Team sah sich deshalb zu einer Klarstellunggezwungen und erklärte, dass SUSE sich keinesfalls aus der Entwicklung von openSUSE verabschieden, sondern nurdie Ressourcen besserverteilen wolle.Im April hatte SUSEschließlich erklärt [5], dieEntwicklung von openSUSE direkt zu unterstützen und einen Großteilder Quellen für SUSELinux Enterprise (SLE)auch in den openSUSE-Ausgabe 01/2016Build-Service (OSB) einzuspeisen. Die Idee dahinter: SUSE kümmert sich um die Basis, wohingegen die freie Gemeinschaft den Desktop unddie darauf aufbauenden Anwendungen im Rahmen von „Tumbleweed“ pflegt. Jetzt steht das Resultat in Form von „openSUSE 42.1 Leap“ allenInteressenten zum Bezug bereit.LieferumfangDie neue openSUSE bietet wie immer eine Füllevon Applikationen. Bereits beim HerunterladenopenSUSE 42.1 Leap Installationsbildschirm.3

D ISTRIBUTIONfällt auf, dass openSUSE in puncto Vielfältigkeitin der neuen Version zurückstecken musste. Sogibt es in der Downloadoption weder eine 32-Bitnoch eine Live-Variante des Produktes. Das Fehlen der beiden Versionen ist dem neuen Unterbaugeschuldet, von dem es solche Varianten ebensonicht gibt. Da die Download-Zahlen der Live- undx86-32-Medien ohnehin rückläufig gewesen seinsollen, fiel dem Projekt die Wahl wohl auch nichtwirklich schwer. Auch der Wunsch, die so frei geworden Ressourcen in die Qualitätskontrolle zustecken, kann nur begrüßt werden. Ärgerlich istes trotz allem für all jene, die das Produkt nichtkennen und es beispielsweise ausprobieren oderauf älterer Hardware installieren wollten.Der Kernel weist nun die Versionsnummer 4.1.12auf. Das entspricht weitgehend dem derzeit aktuellsten von Greg Kroah-Hartman betreuten Zweigmit Langzeit-Support. Insgesamt bringt der LinuxKern 4.1 über 11.660 Änderungen und ist um über200.000 Zeilen Code gewachsen. Das Dateisystem Ext4 bietet jetzt eine transparente Verschlüsselung. Aufgenommen wurde auch das neue virtuelle Dateisystem tracefs, das dazu dient, Tracingzu steuern und die Daten auszulesen. Ein neuer Treiber ermöglicht die effektive Nutzung vongroßen nichtflüchtigen Speichern als Blockgeräte.Der zram-Treiber dagegen erhielt die Möglichkeit,Datenblöcke zu komprimieren.Die Basis der Distribution bildet im Gegensatzzu vorherigen Versionen nicht mehr openSUSETumbleweed, sondern SUSE Linux Enterprise. Ab- freiesMagazin CC-BY-SA 4.0gesehen von dem Kernel – openSUSE nutzt dieVersion 4.1.10 und SLE in der neuesten Testversion den Kernel 3.12.49 – sind die Unterschiedezwischen der Basis beider Distributionen marginal. Vergleicht man die aktuelle RC-Version vonSLE mit dem von openSUSE, so finden sich inder Basisauswahl kaum Unterschiede. Die Komponenten von openSUSE 42.1 sind glibc in derVersion 2.19, GCC 4.8.5 und X.org 7.6.Installation und KonfigurationDas Booten oder die Installation der DVD klappte bei allen Testsystemen anstandslos. Funktionell gesehen unterlag die Auswahl der möglichen Installationsmethoden keinerlei Änderungund gleicht – von kleineren Änderungen abgesehen – weitgehend der Installation von openSUSE 13.2. So bietet openSUSE immer nocheine automatische Installation wahlweise mit deaktiviertem ACPI oder in einer sicheren Umgebung, eine manuelle Installation, Rettungssystem, Speicher- oder Firmwaretest zur Auswahlan. Darüber hinaus lassen sich bereits beimersten Booten der DVD die Sprache und diezu verwendende Auflösung bestimmen. Gemäßder neuen Nomenklatur wurde auch die Farbgebung marginal verändert, wobei das satte GrünAufgrund der veränderten Basis erfolgte auch eineAnpassung der Versionsnummer und der Supportdauer. So richtet sich die Veröffentlichung neuerVersionen am Releasezyklus von SLE aus, sodass eine neue Hauptversion von openSUSE fürmindestens 36 Monate unterstützt werden soll.Jährliche Aktualisierungen der SLE-Basis führenzur Anhebung der Unterversion von openSUSE,die wiederum für jeweils18 Monate gültig seinwird. So wird aller Voraussicht nach die kommende Version der Distribution (openSUSE 42.2)in einem Jahr erscheinen und über dieselbeBasis wie die momentan aktuelle Version verfügen. Den Unterschiedwerden dann Anwendungen, Desktops oder Server ausmachen – so derManuelle Aufteilung der Festplatten.grobe Plan.Ausgabe 01/20164

D ISTRIBUTIONInstallationseinstellungen.weiterhin das Markenzeichen der Distribution darstellt.Detaillierte Paketauswahl.Die Installation birgt keine großen Überraschungen und entspricht weitgehend der Installationvon SUSE Linux Enterprise 12.1 RC. Nach derobligatorischen Bestätigung des Lizenztextes, derzugleich mit der Einstellung der Sprache und Tastatur erscheint, kommt man zur Festlegung derNetzwerkumgebung, gefolgt von der Auswahl vonZusatzrepositorien. Bei SLE 12.1 kommt im Übrigen an dieser Stelle noch die Registrierung beimAnbieter, die zum Bezug von Updates berechtigt.Weitere Verzeichnisse werden in Form von Subvolumen erstellt. Wünscht man eine dedizierte/home-Partition, so schlägt der Installer XFS alsDateisystem vor. Mit von der Partie ist zudemauch noch Ext4, das allerdings nicht standardmäßig eingesetzt wird. Wer weitere Dateisystemewünscht, muss die manuelle Partitionierung bemühen, die neben den bereits erwähnten auchnoch Ext2, Ext3 und FAT sowie zahlreiche Partitionsvarianten zur Auswahl bereithält. Unter anderem lässt sich hier auch fortgeschrittene Partitionierung wie beispielsweise die Erstellung vonRAID-Gruppen bewerkstelligen.Als einer der wenigen Hersteller empfiehlt SUSEdas Dateisystem Btrfs für die System-Partition.Nach der Festlegung des Datums und der Zeitzone kommt die Wahl der zu installierenden freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Ausgabe 01/2016Umgebung. Wie gehabt ist der KDE-Desktop weiterhin Standard unter openSUSE. Allerdings lassen sich in der Übersicht auch GNOME, Xfce,LXDE, ein minimales X-Window-System oder derTextmodus auswählen.Was danach folgt, ist openSUSE-typisch: Yastschlägt die weiteren Schritte vor und erspart vorallem Anfängern lange Handbuchkonsultationen.Tief greifende Änderungen an der Paketauswahlkönnen Anwender im Paketmanager durchführen.Diese können von einer simplen Auswahl einesSchemas über die Festlegung von Paketgruppenbis hin zu einer Installation einzelner Pakete reichen. Anzumerken ist aber, dass die manuelleAuswahl der Pakete unter Umständen die vorkon-5

D ISTRIBUTIONfigurierten Abbilder verändert, was zu einer längeren Installation führen kann. Es empfiehlt sichdaher, filigrane Anpassungen an Paketen zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen.Weitere Anpassungen in der Zusammenfassung umfassen die Festlegung des Systemstartsder Distribution und das Verhalten des Bootloaders. Über den Menüpunkt „System- undHardware-Einstellungen“ ist es zudem möglich,die Hardware-Erkennung zu überprüfen und zuverändern. Die eigentliche Konfiguration des Systems übernimmt aber das VerwaltungswerkzeugYast. Die Erkennung der vorhandenen Geräte beherrschte das Tool dabei gewohnt souverän.Aktualisierungen gegenüber openSUSE 13.2Bereits beim ersten Blick in die Netzwerkeinstellungen fallen die geänderten Netzwerknamen auf.Nutzte openSUSE 13.2 so genannte „predictable network interface names“ wie beispielsweise „enp5s0“, kehrt openSUSE 42.1 Leap zu derbekannten Namensgebung zurück und benenntNetzwerkschnittstellen wieder eth0 usw. Anwender, die ihre alten Systeme aktualisiert haben,sollten dies berücksichtigen oder die alte Nomenklatur explizit verändern, um nicht versehentlichihre Server von der Außenwelt abzuschneiden.Ein weiterer Unterschied gegenüber der altenopenSUSE ist die Umstellung der StandardVersion des IPP-Protokolls von 1.1 zu 2.0. Damit ältere CUPS-Server wie beispielsweise die freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Version 1.3 in SLE 11 die Anfragen nicht miteinem „Bad Request“ ablehnen, ist es notwendig, das System anzupassen. Zudem wurde dasCUPS-Browsing verändert. Anwender, die traditionelle CUPS-Browsing-Information vom RemoteCUPS-Server erhalten wollen, müssen deshalbcups-browsed auf dem lokalen Host starten. Wiedas zu geschehen hat, beschreiben unter anderem die Release Notes der neuen Version.Der eigentliche Upgrade-Prozess von einer älteren openSUSE-Version auf Leap verlief ohnenennenswerte Probleme. Der Standarddesktopwurde von KDE 4 auf Plasma 5 geändert und viele, allerdings nicht alle, Einstellungen der altenInstallation beibehalten.SUSE 13.2 vom Boot-Bildschirm bis zum KDELogin auf unserem Referenzsystem noch knapp12 Sekunden benötigt, so erledigte openSUSE42.1 dies binnen 8 Sekunden.Der Standard-Desktop unter openSUSE heißt weiterhin KDE – genauer gesagt die neue Generation des Desktops unter dem Namen KDE Plasma5. Plasma 5 ist in weiten Teilen eine Portierungdes alten Plasma-Desktops auf die aktuelle Bibliothek Qt 5 und die reorganisierten Bibliotheken. Die Portierung nutzt QML und Qt Quick 2sowie dessen auf OpenGL ES aufsetzenden Szenengraphen. Die Entwickler selbst versprechen,nichts an den Konzepten von Plasma geändert zuhaben. So sollen bisherige Arbeitsabläufe weiterKDE Plasma 5– Der StandarddesktopDer Start der Distribution gestaltet sichwenigspektakulär.Das Produkt verzichtetauch in der aktuellenVersion auf verspielteGrafiken und ausgefallene Ladebalken. Wasauffällt, ist die gesteigerte Geschwindigkeitbeim Booten, die sichgegenüber der altenVersion merklich verändert hat. Hatte open-Ausgabe 01/2016Plasma 5.4.6

D ISTRIBUTIONfunktionieren, wobei weitere Verfeinerungen vorgenommen und das Erscheinungsbild weiter verbessert sein sollen.Der in der Version 5.4.2 vorliegende Desktop findet erstmals unter openSUSE seinen Einsatz alsStandard und kommt mit den wichtigsten Applikationen. Die Umgebung gestaltet sich aufgeräumtund wirkt bereits von Haus aus recht elegant. DieMenüstruktur ist aufgeräumt und lässt kaum Wünsche offen.Als Stil für die Bedienelemente und Symbolekommt „Breeze“ zum Einsatz. Es ist sowohl ineiner dunklen als auch in einer hellen Variantevorhanden und soll für eine aufgeräumte und moderne Oberfläche sorgen. Dazu wurde unter anderem der Kontrast verändert und die Typografie verbessert. Die Bedienelemente sind zudem erheblich flacher geworden. Wer mit den neuen Iconsnicht klarkommt, kann sie auch gegen die aus derKDE4-Umgebung bekannten Oxygen-Symboleoder die ebenfalls im Standardpaket enthaltenenAdwaita-Icons tauschen. Weitere Icons könnenselbstredend manuell installiert und ebenfalls genutzt werden.Anwendungen, die noch nicht auf Plasma und dieKDE-Bibliotheken (KF) portiert wurden, basierenauf KDE 4.14.10. Dazugehören unter anderemAmarok 2.8.0, Digikam 4.13 oder K3b 2.0.3. Manche der Anwendungen wie beispielsweise Digikam werden bereits portiert, andere wiederumwerden wohl noch eine Weile in ihren alten Versio- freiesMagazin CC-BY-SA 4.0nen verweilen. Erfreulich ist, dass die Anbindungder alten Applikationen an die neue Generationder Umgebung durchaus als gelungen bezeichnetwerden kann und sowohl visuell als auch funktionell überzeugt. Dasselbe gilt auch für GTK Anwendungen. Auch hier kann die visuelle Anbindung als besonders gelungen bezeichnet werden.Systemen kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Komponente abgestürzt wäre oder wenigstensnicht korrekt funktionierte – besonders frustrierend war das bei der Nutzung von mehreren Kontrollleisten, die simultan abgestürzt sind, und beiMultiscreen-Systemen.GNOME 3 - Die AlternativeDie Kommunikation mit der geschäftlichen Außenwelt übernimmt unter openSUSEs Plasma 5 dasalte KDE PIM, das immer noch in einer Version fürKDE4 vorliegt – samt allen Vor- und Nachteilenwie beispielsweise der immer noch recht häufigauftretenden Instabilität. Zum Browsen setzt openSUSE 42.1 auf Firefox 42. Konqueror ist zwarinstalliert, wird aber nicht explizit verwendet. Weiterhin installiert werden LibreOffice 5.0.2 zur Bearbeitung von Dokumenten, GIMP 2.8 zur digitalen Bildbearbeitung und Hugin. Im Allgemeinenfällt allerdings auf, dass immer noch sehr vieleAnwendungen KDE4-Bibliotheken benutzen. DieZahl der portierten KF5-Werkzeuge ist zwar nichtunbedingt gering, aber durchaus verbesserungswürdig.Negativ fällt dagegen die Stabilität der Standardumgebung auf, die durchaus verbesserungswürdig ist. Denn während Abstürze von kleinerenTools noch verkraftbar sind, gehen die Abstürzevon Komponenten, wie beispielsweise der Kontrollleiste oder des Dateimanagers Dolphin, irgendwann wohl auch dem größten Fan auf denNerv. Hier muss noch etliches passieren, dennbei dem mehrwöchigen Test verging auf manchenAusgabe 01/2016Neben dem Standarddesktop des KDE-Projektesliefert openSUSE auch den zweiten großen Desktop, GNOME, mit. Bei der Umgebung hinkt openSUSE Leap etwas der Entwicklung hinterher.GNOME liegt in der Version 3.16.4 vor und istebenso wie Plasma 5 bereits vorkonfiguriert. Entscheidet man sich bei der Auswahl des Desktops bei der Installation für GNOME, so werdenneben der Umgebung auch Firefox, LibreOffice,GIMP und Inkscape eingerichtet. Die Bürokommunikation erledigt in diesem Fall das GNOMEeigene Evolution und für die Medienwiedergabeist GNOME Musik zuständig.GNOME 3.16 selbst ist eine Veröffentlichung mitvielen größeren neuen Funktionen. Über 1.000Entwickler haben in einem halben Jahr insgesamt mehr als 33.500 Änderungen gegenüberGNOME 3.14 vorgenommen und die Umgebungmassiv aufgewertet. Die wichtigste Neuerungdürfte die lang geplante Neuimplementation derBenachrichtigungen sein. Sie ändert die Interaktion mit dem Benutzer in einem Punkt: Währenddie Benachrichtigungs-Popups weitgehend unverändert blieben, sind ältere Benachrichtigungen,auch solche, die man möglicherweise verpasst7

D ISTRIBUTIONumgesetzt, sodasssich die Lösung füreine einfache Installation von Paketendurchaus eignet.GNOME 3.16.hat, jetzt im Kalender-Popup zu finden. Die Oberfläche diverser mitgelieferter Programme, darunter der PDF-Betrachter Evince, der Bildbetrachter Eye of Gnome (Eog) und der DateimanagerNautilus, erhielt Verbesserungen. Besonders anLetzterem wurde stark gearbeitet. Die Grafikenvon GNOME wurden zudem erneuert.Erstmals in GNOME 3.16 mitgelieferte neue Programme sind Kalender, die Zeichentabelle Zeichen und der E-Book-Betrachter „Bücher“, derebenfalls in openSUSE 42.1 Leap seine Verwendung findet. Das Frontend für die Paketverwaltung, GNOME Software, ermöglicht jetzt auchdie Installation von Codecs. Die Anbindung derAnwendung unter openSUSE wurde dabei gut freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Allgemein fällt auf,dass ähnlich wie KDEPlasma auch GNOMEweitgehend unberührtblieb. Abgesehen voneinem verändertenHintergrund und derBeigabe der eigenenAnwendungen wurdedie Umgebung kaumangepasst – das aberdurchaus erfolgreich.So verhielt sich GNOME 3 während des knappdreiwöchigen Zeitraums weitgehend souveränund konnte nie aus dem Tritt gebracht werden.Lediglich die Anbindung von KDE-Anwendungensollte verbessert werden. So tauchten beispielsweise mittels GNOME Software installierte KDEAnwendungen oftmals nicht im Menü auf. Hatman sie aber gefunden, nutzten auch KDEApplikationen unter GNOME ein ähnliches Themaund waren grafisch gut eingebunden.separat als Schemata benutzt werden können.Genauso wie GNOME präsentieren sich auch dieanderen Alternativen zum Standard aufgeräumtund an die Distribution angepasst. Die Umgebungen richten sich dabei an Anwender, die entweder eine schlankere Alternative zu den Platzhirschen brauchen oder denen die Funktionen vonGNOME und KDE nicht zusagen. Selbstredendinstalliert openSUSE bei der Auswahl der Umgebungen die speziell an die Desktops angepassten Applikationen, gepaart mit eigenen Tools. Sokann beispielsweise beim ersten Start von Enlightenment neben der Standardumgebung auchein openSUSE-Classic-Desktop oder openSUSEDock festgelegt werden.Eine Ausnahme bei der schier schon perfekten Konfiguration der Desktops bildet der LXQtDesktop, der kaum eingerichtet wurde und zahlreiche Fehler beinhaltete. So ließ sich beim Test beispielsweise das /home-Verzeichnis nicht korrektöffnen und Wechselmedien nicht in das SystemWeitere DesktopsXfce 4.12.1, LXDE 0.99, LXQt 0.9, Enlightenment19 und MATE 1.10 stellen weitere Umgebungendar, die entweder bereits bei der Installation ausder Liste der Desktops ausgewählt werden oderAusgabe 01/2016Enlightenment 19.8

D ISTRIBUTIONServer und weitereDiensteNeben der Möglichkeit, openSUSE auf einem Desktop zu betreiben, ermöglicht die Distribution auch die Installation als Server. Ob es sinnvoll ist, einen Unternehmensserver auf der Basis einer Consumer-Distributionaufzusetzen, sei dahingestellt –auch wenn openSUSE 42.1 Leapdurch die veränderte Basis sichmöglicherweise besonders füreinen Einsatz als Server eignet.LXDE 0.99.MATE 1.10.einbinden. Hier sollte das Team noch nachbessern. freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Fast alle Server-Dienste, dieopenSUSE 42.1 mit sich bringt,sind entweder vorkonfiguriertoder werden mit einer prinzipiellfunktionsfähigen Installation geliefert. Besonders erfreulich fürpassionierte Heimnutzer und angehende Administratoren, aberauch für professionelle Anwender, die nicht stundenlang Konfigurationsdateien studieren wollen, dürften die vielen Helfer inYast sein. Im direkten Vergleichzur Vorgängerversion wurde Yastum diverse Module erweitert undvon zahlreichen Fehlern befreit.Die Entwickler selbst sprechenvon über 600 Korrekturen, die in die neue Versioneingeflossen sind. Neu in der aktuellen VersionAusgabe 01/2016von Yast sind Module für Docker-Konfiguration,Schriften und die Journal-Anzeige. Letzteres ermöglicht unter anderem, das systemd-Journal unter der Berücksichtigung der systemd-Einheitenoder des Datums schnell nach bestimmten Ereignissen zu durchsuchen. Passend zur Basis nutztauch die neue Version von openSUSE systemd210.In puncto „unfreie Software“ verhält sich die neueopenSUSE Leap konservativer, als es der Vorgänger noch tat. So bindet die neue Version keine unfreie Software in der Standardausführung ein. Das„Non-OSS“-Repository wird zwar aktualisiert, istaber nicht explizit aktiviert, was dazu führt, dassAnwender, die beispielsweise MP3-Unterstützunghaben möchten, ihre Software ab sofort explizitauswählen und installieren müssen. Erschwerendkommt noch hinzu, dass der „Non-OSS“-Bereichnur ausgewählte Software beinhaltet, wozu beispielsweise Flash nicht gehört.FazitDer Eindruck, den openSUSE 42.1 Leap hinterlässt, ist nicht einfach. Während die SLE-Basisder Distribution auf allen unseren Systemendurchaus überzeugen kann und auch die Serverkomponenten weitgehend so funktionieren, wieman es von einem professionellen Linux-Systemerwartet, kann die grafische Standardumgebungnicht das halten, was sie verspricht. Denn mit derVorauswahl des Desktops wird die Funktionsweise festgelegt, an der sich die Distribution messenlassen muss. Ob es allerdings sinnvoll war, den9

D ISTRIBUTIONserviert bekommt, dessen Komponenten teilweise so instabil sind, ist nichtakzeptabel. Der Fairness halber mussman allerdings erwähnen, dass nichtalle Desktop-Systeme gleichermaßeninstabil waren – hier gab es durchausUnterschiede, sei es, ob der Desktopin einer virtuellen Umgebung gestartet wurde oder eine andere Grafikkarte nutzte.Die neue Journal-Anzeige in Yast.Mit der Freigabe der neuen Versionkonterkariert openSUSE deshalb seine Bemühungen, „Leap“ als eine Alternative zu „Tumbleweed“ zu etablieren. Die neue Version, wohl fürNeulinge und konservative Anwender gedacht, kann gerade das nichthalten, was die Zielgruppe verlangtund was sie vollmundig verspricht –einen stabilen und funktionellen Heimdesktop. Sei es, weil er schlicht nichtstabil ist oder aber standardmäßigwichtige Funktionen für Heimanwender und Neulinge, wie beispielsweiseMP3 oder Flash, vermissen lässt.Fehlfunktion. Doch auch Bestandsanwender deralten Version werden an ihre Grenzen geführtund nicht selten das alte openSUSE 13.2 mitKDE 4 zurückwünschen – oder gleich zu „Tumbleweed“ mit einem alternativen Desktop greifen. ObopenSUSE 42.1 deshalb ein Leap (auf deutsch:Sprung) ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.L INKS[1] https://www.opensuse.org/[2] 1-leap.html[3] identitaetssuche.html[4] -tumbleweed-und-factoryzusammen.html[5] uer-november-geplant.htmlAutoreninformationMirko Lindner (Webseite) befasstsich seit 1990 mit Unix. Seit 1998 ister aktiv in die Entwicklung des Kernels eingebunden und verantwortlichDas neue Modul für Schriften.immer noch recht wackeligen und teils funktionsarmen Plasma-Desktop als Standard zu empfehlen, darf angezweifelt werden. Dass der Anwender zudem im Jahre 2016 ein Desktop-System freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Was bleibt, ist eine neue openSUSEVersion, die Linux-Anfängern nur bedingt empfohlen werden kann. Zu oftgerät der Nutzer – sofern nicht geführt – inSituationen, aus denen er sich ohne fundierteKenntnisse nicht befreien kann. Ein Beispiel hierfür wäre ein schwarzes Bild nach einer Plasma-Ausgabe 01/2016für diverse Treiber und Subsystemefür Linux und andere freie Plattformen. Daneben ist er einer derBetreiber von Pro-Linux.de.TeilenKommentieren10

E DITORVi für typische nano-Nutzervon Steffen Rumbergerer Texteditor Vi [1] gilt als sehr leistungsfähig und wird deshalb vielfachvon Profis verwendet. Neulinge nutzenoft nano [2], einen Texteditor, der dafür bekannt ist, „klein und benutzerfreundlich“ zusein.DRedaktioneller Hinweis: Dies ist eine Übersetzung des Textes „Vi for nano users“ [3] vonMarkus Schnalke. Entgegen der herkömmlichenKonvention von freiesMagazin werden die zudrückenden Tasten direkt im Kästchen dargestellt,d. h. in diesem Artikel ist ein / der Schrägstrich(normalerweise als Umschalt 7 dargestellt), eina ist ein kleines A (normalerweise als A dargestellt), wohingegen A in diesem Artikel eingroßes A ist (normalerweise als Umschalt Adargestellt).Dieser Artikel soll zeigen, dass das Erlernen derGrundlagen von vi nicht viel schwieriger ist alsdas Lernen von nano – vor allem, wenn der vimbenutzt wird. (Vim (Vi IMproved) ist eine Weiterentwicklung des Texteditors vi.)Die modale BenutzerschnittstelleVi zu lernen bedeutet das Verstehen der modalen Benutzerschnittstelle, welche das Grundkonzept der Bedienung darstellt. Die Modi machen vi „seltsam“, aber gleichzeitig mächtig.Hat man erst einmal das modale Konzeptverstanden, dann wird der Rest einfach sein. freiesMagazin CC-BY-SA 4.0Nach dem Start von vi befindetman sich zunächst im Befehlsmodus (command mode), dem zentralen Modus von vi. Durch Drückender Taste Escape gelangt man immer wieder zurück in diesen Befehlsmodus.Um Text einzufügen, muss man inden Einfügemodus (insert mode)wechseln. Dies tut man, indem mandie Taste i (Einfügen vor dem Cursor) oder A (ans Zeilenende anhängen) drückt.Wenn man die Texteingabe abgeschlossen hat, drückt man Escape ,um zurück in den Befehlsmodus zuwechseln.Der Kommandozeilenmodus (exmode) umfasst Verwaltungsaufgaben. Dorthin kann man durch Eingabe von : (Doppelpunkt) wechseln.Daraufhin erscheint in der letztenTerminalzeile ein Doppelpunkt. Mit:w speichert man die Datei, :wqspeichert und beendet, :q! beendet ohne zuspeichern. Enter führt die Operation aus, Escapebricht sie ab. In beiden Fällen gelangt man zurückin den Befehlsmodus (oder zur Shell im Fall desBeendens).Ausgabe 01/2016Die Modi des vi.Cursor-BewegungBei Benutzung von vim ist die Bewegung des Cursors sehr einfach: Die Pfeiltasten und Bildlauftasten ( Bild auf / Bild ab ) arbeiten sowohl im Befehlsals auch im Einfügemodus.11

E DITORBei vi kann der Cursor nur im Befehlsmodus bewegt werden: Mit den Tasten h nach links, j nachunten, k nach oben, l nach rechts. Mit Strg fblättert man eine Seite vor und mit Strg b eineSeite zurück.Um zu einer bestimmten Zeile zu springen, gibtman im Befehlsmodus die Zeilennummer ein (diese wird evtl. nicht angezeigt) und G . 1 gefolgt vonG steht für die erste Zeile, G ohne Zahl bedeutetdie letzte Zeile.Um die letzte Änderung rückgängig zu machendrückt man u , wobei es von der Implementierungabhängt, ob mehrere Undo-Schritte möglich sindoder nur einer.nano zu benutzen, aber es ist die Grundlage fürdie Beherrschung von vi.Der Befehlsmodus bietet eine Vielzahl von Funktionen, die man nicht mehr missen möchte, sobaldman sie einmal gelernt hat. Profis sind zudem inder Lage beeindruckende Operationen im Kommandozeilenmodus zu tätigen. So stellt vi zweileistungsstarke Editoren in einem dar: ex und vi.L INKSWarum vi benutzen und nicht einfachnano?Cursor-Bewegung.Weitere wichtige FunktionenUm Text zu suchen (eigentlich reguläre Ausdrücke) drückt man / (Schrägstrich) im Befehlsmodus, gibt das zu suchende Muster ein und bestätigt mit der Enter -Taste. Der Cursor springtzum nächsten Treffer. Man kann mit den Tastenn (vorwärts) und N (rückwärts) von Treffer zuTreffer springen.Der Editor vi ist omnipräsent und er wächst mit,wenn man sich verbessert. Man kann damit zumBeispiel auch Dateien effektiver bearbeiten. Mitdem Editor vi kann man schrittweise weitere Funktionen und Tastaturkürzel lernen, welche die Produktivität verbessern können.[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Vi[2] http://www.nano-editor.org/[3] ninformationSteffen Rumberger (Webseite)ist Debian GNU/Linux-Nutzer undDieser Text beschreibt nur

Tumbleweed, sondern SUSE Linux Enterprise. Ab-gesehen von dem Kernel - openSUSE nutzt die Version 4.1.10 und SLE in der neuesten Testver-sion den Kernel 3.12.49 - sind die Unterschiede zwischen der Basis beider Distributionen margi-nal. Vergleicht man die aktuelle RC-Version von SLE mit dem von openSUSE, so finden sich in