Ausgabe 3/2020 September 2020 TECHNI K LEBEN - VDI

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Ausgabe 3/2020September 2020T ECHNIKL EBENUNDRaus aufs FeldAgrartechnik – wohin geht die Reise?Böden sind mit ihren Eigenschaften und Funktionen von elementarer Wichtigkeit für Mensch undNatur. Sie stellen eine begrenzteund nicht beliebig vermehrbarenatürliche Ressource dar. Sie sindProduktionsfaktor Nr. 1 in derLandwirtschaft und weltweit vorallem stark durch Erosion, Schadstoffeinträge, die Überbauung mitVerkehrswegen und sich immerweiter ausbreitenden Siedlungsflächen gefährdet. Auch für Niedersachsen hat die Landwirtschafteine herausragende Bedeutung.Mit einem Produktionswert von11,9 Milliarden Euro ist es dasAgrarland Nr. 1 in Deutschland.Den größten Anteil an derWertschöpfung hat dabei dieTierhaltung. Die wichtigstenlandwirtschaftlichen Erzeugnisse stammen aus einer intensivenAus dem InhaltFunksensoren steigern Effizienz 3Technologien im Pflanzenschutz 4JeT-HSH-Cup erfolgreich online7VDI: NorDIT digital zu Wasserstoff 8VDI: KissMe Karriere trotz Corona 9VDE:Laborplatz für Schwerelosigkeit 12Veranstaltungen VDI/VDE14Bodenbearbeitung mit automatischem Lenksystem zum genauen Anschlussfahren.Foto: Sergiy BykhunenkoTierproduktion. Durch diese fallen wiederum große Mengen organischerDünger an, der umweltgerecht ausgebracht werden muss. Aber auch diehohen Investitionen in den vergangenen20 Jahren in erneuerbare Energien –hierzu zählen insbesondere die Errichtung und der Betrieb von über 2.900Biogasanlagen allein in Niedersachsen – führen zu weiteren großen Mengen an nährstoffhaltigem Gärprodukt.Die zeit- und fachgerechte Ausbringungist ohne moderne Agrartechnik undenkbar. Daher ist es selbstverständlich, dasssie sich auch mit diesem Spannungsfeldintensiv auseinandersetzen muss – undviele Neuerungen gerade aus diesenAnforderungen entstehen.In der täglichen Beratungspraxis vonLandwirtschaftsbetrieben und Biogasanlagenbetreibern taucht daher immerwieder die Frage auf, wie man am bestenmit diesem Wertstoff umgehen soll, derdurch Lagerung und Ausbringung hoheAufwendungen verursacht.Die Ausbringung muss effizient undkostengünstig sein – lange überregionale Transportwege entfallen aus Kostengründen. Verschärft wird die Situationdurch die Novelle der Düngeverordnung. 2018 hatte die of aufgrund zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt undRecht bekommen.Weiter auf Seite 2

Raus aufs FeldDer moderne Landwirt nutzt IT-TechnologieBodennahe Ausbringung von Wirtschaftsdünger auf Grünland mit automatisiertem Lenksystem.Foto: Robert De JongFortsetzung von Seite 1Die ausgebrachten Nährstoffmengenmüssen nun reduziert werden, und esgibt eine strenge Aufzeichnungspflichtfür die Landwirte.Aus dieser Gemengelage leiten sich weitin die Zukunft reichende Anforderungenab – sogenannte Megatrends. Eineabnehmende Zahl von Landwirtschaftsbetrieben muss mit immer weniger aktivBeschäftigten die zur Verfügung stehende Agrarfläche zeit- und kosteneffektivsowie nachhaltig und umweltschonendbearbeiten. Innerhalb sehr engerZeitfenster ist eine Ausbringung derorganischen Nährstoffe zu organisieren.Agrartechnik der ZukunftDie Agrartechnik der Zukunft und diezugehörigen Forschungsfelder werdensich daher auch anpassen – ein reinesGrößenwachstum der Technik nachGewicht, Transportabmessungen undMotorleistung hat mittlerweile einabsehbares Ende gefunden. Weiter steigende Effizienz in der Maschinenentwicklung bedeutet daher, dass sich dieEntwicklung hin zu komplexen, vernetzten – „intelligenten“ – Informationstechnologienverschiebenwird.2Zusammen mit universitären- undaußeruniversitären Forschungs- undEntwicklungseinrichtungen wird hierviel Aufwand getrieben, um die regionalen und globalen Herausforderungenumzusetzen. Ein Beispiel für „precisionfarming“ als Grundlage für den wichtigen Schutz des Bodens ist die Entwicklung von bedarfsgerechter, optimierterGülleausbringung als Nährstoffmanagementsystem. Diese Bodenschutzmaßnahme hatte 2015 eine Goldmedaille beider Agritechnica erhalten.Neue Tätigkeitsprofile entstehenDie Tätigkeitsprofile der Technikbediener werden absehbar zukünftig wesentlich umfangreicher als früher. Dermoderne Landwirt muss für neueTechnologien offen sein: GPS gestützteLenksysteme, automatische Kartierungsprogramme und sensorgestützteAnalytik sowie automatisierte Bedienhilfen werden zukünftig eher die Regelals die Ausnahme sein.Hier entwickelt sich gerade ein hochinteressanter und rsteller und technikbegeisterte jungeMenschen, die nach einer Ausbildungam Agrarstandort Niedersachsen in dieser wichtigen Branche tätig werden wollen.Böden – nur mit ihrer Hilfe können 98Prozent der Welt-Nahrungsmittel fürinzwischen über 7 Milliarden Menschenerzeugt werden – bei weiterhin nochabsehbar lange anhaltender Bevölkerungszunahme.Der Schutz des Bodens muss daher inweltweitem Interesse sein. Zusätzlich zurNahrungs- und Futtermittelproduktionreinigen Böden zudem auch das Wasser,beeinflussen in wesentlichem Ausmaßdas Klima, sind Lebensraum für Tiereund Pflanzen, Steuereinheit fürStoffkreisläufe und damit das zentraleFundament aller Landökosysteme.Ohne guten Boden ist alles nichtsDas legendäre Göttinger Urgestein, derlangjährige Leiter des Instituts fürBodenkunde, später Bodenwissenschaften der Fakultät für Agrarwissenschaftender Universität Göttingen, ProfessorBrunk Meyer (1926-2005), den vieleAgrarstudenten dort in Vorlesungen undExkursionen erleben durften, prägte einmal den Satz: „Ohne guten Boden istalles nichts “.Jan AdolphTECHNIK und LEBEN

Raus aufs FeldAckerbau: Funksensoren steigern EffizienzFür den erfolgreichen Ackerbau mussder Betriebsleiter eine Vielzahl vonFaktoren erkennen und das Management daran anpassen. Für den Landwirtstellen sich im Wesentlichen dieseBewirtschaftungsfragen: Was ist wannund wo wichtig? Ab wann würde sichdiese Maßnahme pflanzenbaulich wieauch ökonomisch lohnen? Bei derBeantwortung können digitale Technologien behilflich sein.Die Fernerkundung bietet bereits heutefür kleinere und mittlere Betrieb preiswerte Möglichkeiten, um das Management auf eine kleinteilige Bewirtschaftung anzupassen. Dabei ermittelt dieTechnik den aktuellen Zustand deroberirdischen Gesamtbiomasse und leitet daraus wichtige Informationen fürpflanzenbauliche Entscheidungen ab.Um jedoch den Ertragszuwachs beispielsweise eines Zuckerrübenbestandspermanent und räumlich hochauflösendzu erfassen, sind optische Sensoren zurMessung der Lichtreflexion, wie sie beiDrohnen und Satelliten zum Einsatzkommen, nur bedingt nutzbar. DieAusprägung des Blattapparates korreliert nicht zwingend mit demZuckerertrag.Zur Beurteilung des Biomassezuwachseseines Maisbestandes dagegen eignensich Satellitendaten sehr gut. Das giltbesonders dann, wenn diese in Wachstumsmodellen mit Wetter-, Boden- undBewirtschaftungsdaten zusammengeführt werden. Für solche Modellansätzeist es entscheidend, über eine möglichsthohe räumliche und zeitliche Auflösungvon Wetterdaten zu verfügen.Um Aussagen zu den stark variierendenBoden- und Mikroklimabedingungeninnerhalb eines Bestandes liefern zukönnen, werden weitere digitale Werkzeuge benötigt. Ein dafür vielversprechendesundkosteneffizientesWerkzeug stellen drahtlose Funksensor-Das Farm-Management-System „Farmalyzer” zeigt das Zusammenspiel vonNutzern und digitaler Technologien. Das Internet of Things (IoT) ermöglicht dabei eine bessere Automatisierung der Datenerhebung in pflanzenbaulichen Anwendungen.Grafik: Agvolutionnetzwerke LPWAN (low-power-widearea-networks) dar. Sie zeichnen sichdadurch aus, dass Daten über weiteDistanzen von mehr als fünf Kilometermit wenig Energieaufwand drahtlosübertragen werden können.Das ist wichtig, denn Landwirtschaftfindet an Orten mit schlechtemEmpfang oder ohne Stromversorgungstatt. Gerade die bisher schwierigeErfassung der mikroklimatischenVerhältnisse im Boden und imPflanzenbestand verdeutlicht diesenUmstand.Es gab in den letzten Jahren starkeInnovationen im Bereich der Funktechnologien, was zu einem Rückgang derBauteil- und Betriebskosten geführt hat.Im landwirtschaftlichen Bereich könnenheute verschiedene Funkstandards fürdie Messdatenübertragung verwendetwerden. Die Agvolution GmbH, eineAusgründung der Universität Göttingen, hat einen Mikroklimasensor ent-Die Mikroklimasensoren von Agvolution senden Daten vom Feld an eineBasisstation.Foto: Agvolution3/2020wickelt, der automatisch Daten aus biszu 15 Kilometer Entfernung vom Feldan eine Basisstation sendet. Von dortwerden die Daten direkt in einEntscheidungshilfemodell eingespeist,ohne dass manuell eingegriffen werdenmuss. Der Sensor verfügt über ein„Energieernte-System“,beidemTageslicht mit hochleistungsfähigenSolarzellen aufgefangen und gespeichertwird. Die Sensordaten können direkt andie Schlagkartei des Landwirts übertragen werden, wodurch dieser einenÜberblick über alle Sensoren hat.Solche Netzwerke eignen sich sehr gutfür das Erfassen des Mikroklimas imBoden, im Pflanzenbestand, inMaschinen und Anlagen. Gleichzeitigkönnen auch Steuerungsfunktionenzum Beispiel für Bewässerungssystemeoder in Stalleinrichtungen kostengünstig und verlässlich etabliert werden.Dabei führt die reine Bereitstellung vonTemperatur, Feuchte oder Nährstoffverfügbarkeit im Boden an einem Messpunkt nicht direkt zu einer Erhöhungdes betrieblichen Erfolgs oder derEffizienz. Es kommt vielmehr darauf an,für das Zusammenspiel der Pflanze mitUmwelt und Management, Mess- undEntscheidungshilfennutzbarzumachen. Wie immer gilt jedoch, dassneue Technologien sich am AufwandNutzen-Verhältnis messen lassen undnach der Erprobungsphase einenMehrwert im betrieblichen Alltag bietenmüssen.Andreas Heckmann3

Raus aufs FeldDigitale Technologien im PflanzenschutzDas Experimentierfeld FarmerSpacetestet und vermittelt neue Möglichkeiten eines zukunftsorientierten Pflanzenschutzes.Ein leistungsfähiger Pflanzenbau istunter heutigen Rahmenbedingungenauf wirksamen und umweltverträglichenPflanzenschutz angewiesen. Das sichändernde Umfeld wie der Wegfall vonWirkstoffen, gesetzlichen Vorgaben,aber auch die zunehmend von derGesellschaft in Frage gestelltenPflanzenschutzmaßnahmen einerseits,erfordern eine Weiterentwicklung desPflanzenschutzes.Andererseits eröffnen neue technischeMöglichkeiten bei den eingesetztenGeräten – und nicht zuletzt durch digitale Technologien – die Chance für weiteren technischen Fortschritt.Raus auf den AckerIm Experimentierfeld FarmerSpacegeht es im wörtlichen Sinne raus auf denAcker. Hier werden praxisrelevanteAufgabenstellungen des ätze für die Praxis untersucht und der Praxis zugänglichgemacht.Für die Kulturen Zuckerrübe undWeizen werden Möglichkeiten zurUnkrauterkennung und -kontrollesowie zur Erkennung und Behandlungvon Blattkrankheiten untersucht. Dazuwerden Umweltsensoren und Modellierung sowie Drohnen-Kameras genutzt, die Aufnahmen in unterschiedlichen Spektralbereichen ermöglichen.Feldparameter wie Unkrautdruck oderKrankheitsbefall lassen sich so engmaschig und zerstörungsfrei erfassen.Auswertung mit Deep LearningDie Daten werden mit Methoden desmaschinellen Lernens und DeepLearning Ansätzen ausgewertet, um eindeutige Signaturen für den Krankheitsbefall zu identifizieren und um Befallsnester zu lokalisieren. Die dadurchmögliche gezieltere Pflanzenschutzmaßnahme kann idealerweise sehr früherfolgen und räumlich auf einen nesterweisen Befall begrenzt werden. Damitwird zugleich die zu behandelnde Flächereduziert und der Behandlungserfolgverbessert, was zu weniger Ertragsverlusten bei geringerem Pflanzenschutzmitteleinsatz führt.4Projektziele des Experimentierfeldes FarmerSpace.Im Projekt werden Feldsensorik, IoTFunksensornetzwerke, verschiedenstekameragestützte Messroutinen, Datennetzwerke und Robotiktechnologien fürden Pflanzenschutz eingesetzt und evaluiert. Aufgrund des hohen sarbeiten direkt auf landwirtschaftlichen Betrieben, ein unverzichtbarer Anteil des Projekts.Digitalisierung liefert viele DatenDie zunehmende Digitalisierung liefertgroße Mengen komplexer, heterogenerDaten. Im Projekt wird daher ein multidimensionales Datenmodell aufgebaut.In diesem werden die Informationen ausunterschiedlichen Quellen und vonunterschiedlichen Skalenebenen vomSatellitenbild bis zum Sensor imBestand zusammengeführt. So ergebensich neue präzise und tagesaktuelleAussagen zum Pflanzenbestand und zuseiner Umgebung.Aus dem Modell lassen sich beispielsweise Karten zur Steuerung von Robotern auf dem Feld oder Applikationskarten für den Pflanzenschutz ableiten.Bereits heute zeigen digitale Technologien ein großes Potenzial für dieWeiterentwicklung des Pflanzenschutzes.Dies beginnt bei der Nutzung vonSmartphones und Apps vor Ort auf demFeld und geht weiter bis in die kameragesteuerte und auf Modellen aufbauende Steuerung von Hacktechnik oderPflanzenschutztechnik.Einen noch weiteren Schritt gehenautonom arbeitende Feldroboter, diegezielt Unkraut bekämpfen können. Einwesentliches Ziel des Projekts ist es,Grafik: FarmerSpacediese Fortschritte für die Praxis zugänglich und nutzbar zu machen.FarmerSpace ist eines von bundesweit14 Experimentierfeldern, die imRahmen der Digitalisierungsstrategiedes Bundesministeriums für Ernährungund Landwirtschaft (BMEL) gefördertwerden.ProjektträgeristdieBundesanstalt für Landwirtschaft undErnährung (BLE).Projektpartner sind das Institut fürZuckerrübenforschung an der Universität Göttingen (Projektkoordination),die Abteilung Agrartechnik derUniversität Göttingen, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und derInstitutsteil Angewandte Systemtechnikdes Fraunhofer-Institut für Optronik,Systemtechnik und BildauswertungIOSB in Ilmenau.Hinzu kommen zahlreiche landwirtschaftlicheBetriebeunddieZusammenarbeit mit Industrieunternehmen.Kooperationspartner gesuchtFarmerSpace bietet Möglichkeiten zurKooperation für Landwirte, Berater,Maschinenhersteller, Start-Ups, Systemanbieter, Modellierer, Pflanzenschutzmittelhersteller und andereInteressierte.Diese können neue Produkte und Ideenunter Feldbedingungen bei fundierterwissenschaftlicher Begleitung evaluierenund einem breiten Publikum zugänglichmachen. Weitere Informationen zumProjekt unter www.farmerspace.unigoettingen.de.Frank Beneke, Anne-Katrin Mahlein,Andreas Heckmann, Stefan Paulus,Patrick GremmesTECHNIK und LEBEN

Raus aufs FeldAnbau- und Erntetechnik von PaludikulturenDieser Softrack 120-Häcksler von Loglogic erntet die Biomasse sauber ab.Moorböden spielen eine signifikante Rolle im globalen Kohlenstoff- und Stickstoff-Kreislauf. InDeutschland wird eine Flächevon fast 14.000 km2 von Moorboden mit einer Torfmächtigkeitvon mindestens 30 Zentimeternund mindestens 30 ProzentKohlenstoffgehalt eingenommen.Allein in Niedersachsen sindungefähr 4.000 km2 mit Hochmoor- und Niedermoorbödenbedeckt.Rund 70 Prozent der Fläche wirdim entwässerten Zustand landwirtschaftlich genutzt. Die Folge:Der Boden ist eine bedeutendeCO2-Quelle. Allein in Niedersachsen betragen die jährlichenEmissionen aus entwässerungsbasierter Landwirtschaft aufMoorboden vermutlich etwasieben Millionen Tonnen CO2Äquivalente.3/2020Deshalb sollten Moorbödenzukünftig im nassen Zustandbewirtschaftet werden. Dieswird auch im vor Kurzemerschienenen „Niedersächsischen Weg– Maßnahmenpaket für den Natur-,Arten- und Gewässerschutz“ hervorgehoben. Auf Moorböden lassen sichnachwachsende Rohstoffe anbauen.Diese Paludikulturen sind standortgerecht und zum Teil auch torfbildend.Eine große technische Herausforderungbesteht in der geringen Tragfähigkeitdes Bodens. Aufgrund des hohenBodendrucks können herkömmlicheErnte- und Pflegemaschinen einsinkenund Boden und Vegetation schädigen.In den „Leitlinien der ordnungsgemäßen Landwirtschaft“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen von2019 wird die Reduzierung desKontaktflächendruckes und die Anpassung der Arbeitsverfahren sowie dieZusammenlegung von Arbeitsgängenempfohlen. Auf Moorböden müssen dieEmpfehlungen weit darüber hinausgehen. Nur Spezialmaschinen könnenunter diesen Extrembedingungen fürFoto: 3N Kompetenzzentrumdie aufwändige Ernte und für die Beikrautkontrolle eingesetzt werden.Neben dem spezifischen Bodendruck istauch die Radlast entscheidend. Genausowichtig ist die Anpassung der Arbeitsverfahren. So sollte ein wiederholtesBefahren des Moorbodens vermiedenwerden.Bei halmgutartiger Biomasse ausNasswiesen gelingt eine Mahd imSommer unter Umständen mit Zweiachsschleppern, ausgerüstet mit Ballonreifen. Im Winter müssen KettenRaupen die Ernte durchführen. DieseMaschinen werden nicht serienmäßighergestellt, sondern sind Spezialmaschinen für Landschaftspflege undRohrmahd, beispielsweise Umbautenvon ausrangierten Skipisten-Raupen.Für den Anbau und die Ernte vonRohrkolben und Schilf gibt es bereitsgut funktionierende Spezialtechnik. DieMaschinen können auf den Flächenauch im überstauten Zustand gut fahren,richten weder Boden- noch Pflanzenschäden an und ernten die Biomassesauber ab. Der Erntevorgang ist aberkostenintensiv.Weiter auf Seite 65

Raus aufs FeldDigitalisierung bietet Perspektiven für PaludikulturGut für die Torfmoosernte geeignet sind Einachsschlepper von Brielmaier mit patentierten Stachelwalzen und großerAufstandsfläche.Fotos (2): 3N KompetenzzentrumFortsetzung von Seite 5Für die Reeternte wird auf die alteTechnik der radbasierten Saiga-Maschinen zurückgegriffen.Bei der Torfmooskultivierung werdenTorfmoose als Kultursubstrate für denGartenbau angebaut (so genanntesSphagnum-Farming). Die Torfmooseweisen eine extrem niedrige Tragfähigkeit auf. Wichtig ist, dass Maschinen nurgeradeaus fahren sollten, da bei jederRichtungsänderung Scherkräfte wirken,die die Torfmoose beschädigen. Zurzeitführen Bagger, die mit Schneidmessernausgestattet sind, die Ernte durch. Dabeifahren sie auf Dämmen, die die Felderumgeben. Eine praktikable Lösung istdas nicht, da die Hälfte der Gesamtfläche aus Infrastruktur besteht undsomit klimarelevant sein kann.Zurzeit wird innerhalb des deutsch-niederländischenINTERREGVAProjekts „Bioökonomie – GrüneChemie“ der Ems Dollart Region(EDR) vom 3N Kompetenzzentrumsund der Klasmann-Deilmann GmbHpraktisch erprobt, welche Technik inFrage kommt und welche Änderungennotwendig sind.Perspektiven bietet die Digitalisierung:Die Firma Brielmaier hat eine autonom6fahrende Ballenpresse mit Stachelwalzenund großer Aufstandsfläche entwickelt.Für Arbeitsverfahren mit hohenLohnkostenanteilen könnten zukünftigmehrere kleinere selbstfahrende Landmaschinen ebenso kostengünstig seinwie eine große selbstfahrende Maschine.In Zukunft sollten unkonventionelleWege beschritten werden – beispielsweise die Entwicklung ultraleichterMaschinen beim Sphagnum-Farming.Sie arbeiten besonders bodenschonendund energiesparend und könnensich andie Standortbedingungen anpassen.Praxisvorhaben wird beim 3N Kompetenzzentrum Landtechnik für nachwachsende Rohstoffe in vernässtenMoorböden erprobt. Weitere Infos unter www.paludikultur-niedersachsen.de.Colja Beyer (3N Kompetenzzentrum),Alex Siedentopp (3N Kompetenzzentrum,Hochschule Hannover), Bettina BiskupekKorell (Hochschule Hannover)Infoplattform bietet mehrBeim 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk NachwachsendeRohstoffe und Bioökonomie e.V. wurdedie Kompetenzstelle Paludikultur eingerichtet. Projektträger ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.Die Kompetenzstelle ist die zentraleInformationsstelle für Paludikultur inNiedersachsen. Gemeinsam mit Partnern werden Anbauverfahren, Produkteund Märkte entwickelt. Technische undrechtliche Anbauhemmnisse sollenbeseitigt werden. Im Rahmen von zweiRadbasierte Saiga-Maschinen eignensich ganz hervorragend für die ReetErnte.TECHNIK und LEBEN

Jugend und TechnikJeT/HsH-Cup geht erfolgreich online weiterTrotz der Einschränkungen durchCorona wird der laufende Wettbewerbzum JeT/HsH-Cup mit zehn Teams ausNiedersachsen von technikbegeistertenSchülern bis zum Ende der Sommerferien erfolgreich beendet. JeT steht fürdie Initiative Jugend entdeckt Technik –HsH für die Hochschule Hannover.Auch ohne das geplante Finale werdendie beim Umbau eines Modellautoserreichten Optimierungen durch dieJeT-Jury in Videokonferenzen mit denschulischen Teams bewertet.Auch für das nächste Schuljahr hat dasJeT-Organisationsteam bestehend ausder Hochschule Hannover und demVDI Bezirksverein Hannover ein neuesCorona gerechtes Regelwerk für denJeT/HsH Cup erarbeitet und bereitsden Schulen vorgestellt.Vielen Schulen in Niedersachsen habensich schon zu dem beliebten TechnikWettbewerb gemeldet und möchtenwieder daran teilnehmen.Wie bereits in den vergangenen zehnJahren waren auch zu Beginn diesesSchuljahres 16 Teams aus ganzNiedersachsen erwartungsfroh in eineneue Runde zu JeT-Challenge gestartet.Dieter Kirstein und Bernhard Mehlvom VDI/JeT-Organisationsteam hatten hierzu zahlreiche Schulen inNiedersachsen besucht und denSchülerinnen und Schülern der Jahrgänge 9 bis 11 so genannte Starterkitsübergeben und eine Einleitung in dieTeam- und Projektarbeit vermittelt. Dievierrädrigen Rennautos im Maßstab1:10 aus diesen Kits wurden von denTeams auf ein Dreirad umgebaut undhinsichtlich ihrer Energie-Effizienz undStraßenlage optimiert. Am Ende desSchuljahres sollten dann die umgebauten Fahrzeuge in einem spannendenFinale von einer Jury bewertet werden.Nach den Osterferien waren weitereBesuche geplant, die dann wegen derCorona-Pandemie nicht mehr stattfinden konnten.Trotz aller Kommunikationsschwierigkeiten gelang es dem VDI/JeT-Organisationsteam den Kontakt zu Lehrernund Schülern aufrecht zu halten. DasOrganisationsteam erarbeitete perVideokonferenzen zügig an einer veränderten Vorgehensweise. Der Wettbewerb sollte bis zu den Sommerferienzumindest so zu Ende gebracht werden,dass alle teilnehmenden Schüler eineRückmeldung über die erreichtenOptimierungen durch das VDI/ JeTOrganisationsteam bekommen. BisAnfang Mai konnten dann alle Schulenüber digitale Medien erreicht werden.Das Organisationsteam hatte, orientiertan den Wettbewerbszielen- und regeln,Fragebögen erarbeitet und an die Teamsversandt. Diese sind inzwischen von denTeams zurückgeschickt worden undwerden aktuell von der JeT-Jury ausgewertet. Die Schüler haben auch zahlreiche Fotos und Videofilme eingesandt,so dass sich die Jury ein Bild über dieUmbaumaßnahmen machen kann. DieAuswertungsergebnisse werden denTeams dann in Videokonferenzen mit-geteilt. Erste Rückmeldungen zeigendeutlich, dass dieses Vorgehen von allenSchülern gut angenommen wird. Alleteilnehmenden Schulen wollen im nächsten Schuljahr auch unter den Einschränkungen durch Corona wiederdabei sein.Webinare zu TechnikthemenDazu hat das VDI/JeT-Organisationsteam schon einige Ideen entwickelt. Sosollen Dozenten und Studenten derHochschule Hannover über das WebSeminare zu relevanten technischenThemen wie Karosserie-Design undMessungen von Fahrzeugdaten durchführen. Der VDI-Bezirksverein Hannover wird entsprechende Seminare zuTeamarbeit und Projektmanagementanbieten. Auch soll eine Hotline,betreut durch das VDI/JeT–Team, eingerichtet werden. Hier könnenInteressierte per Videokonferenz praktische Hilfestellungen bekommen.Darüber hinaus ist auch eine Einbindung von VDI-Partnerfirmen angedacht, die den Schülern über digitaleMedien relevante Berufsbilder undAusbildungsgänge vorstellen sollen.„Erste Testerfahrungen zeigen: Das istgenau der richtige Weg, um die Schülererfolgreich an Technik heranzuführenund so die Spannbreite technischerBerufe kennen zu lernen“, sagtProfessor Dr. Uwe Groth, Gründer vonJeT und stellvertretender VDIBezirksvorsitzender Hannover.Red.Da war Corona noch ausschließlich eine mexikanische Biermarke: 2019 holte sich das Team Jet Hunter vom GymnasiumBad Zwischenahn den Gesamtsieg beim Wettbewerb von JeT und der Hochschule Hannover.Foto: Markus Thiele3/20207

VDI InformationenNorDIT digital dreht sich um WasserstoffWird Wasserstoff der Energieträger von morgen? Das ist das beherrschende Thema der NorDIT Digital.Foto: Shutterstock petrmalinakUnter der Überschrift „Energieträgervon morgen – Wasserstoff eineZukunftstechnologie?” findet am 4.September von 13.30 Uhr bis circa17.30 Uhr der erste NorddeutscheIngenieurtag statt – allerdings derCorona-Pandemie geschuldet rein digital. Hinter dem Ingenieurtag steht derVDI Verbund Nord – und damit dieLandesverbändeMecklenburgVorpommern, Hamburg, Bremen,Schleswig-Holstein und Niedersachsen.Nach der Begrüßung durch den VDIPräsidenten Dr.-Ing. Volker Kefer wirdProf. Dr.-Ing. Richard Hanke-Rauschenbach zum Thema „Energieträgervon morgen – Wasserstoff eineZukunftstechnologie?“referieren.Parallel dazu beantwortet Lena BühreFragen der Teilnehmer zum Vortrag imChat.Dipl.-Ing. Olaf Lies, NiedersächsischerMinister für Umwelt, Energie, Bauenund Klimaschutz stellt in seinemVortrag „Wasserstoff aus Sicht derEnergie- und Technologiepolitik“ dieSichtweise der Politik dar.Themenbezogene Live-Schaltungengibt es zu Unternehmen, die aus Sichtder Praxis Stellung beziehen – und zwarzu Mobilität (Unternehmen CleanLogistics), Stahl (Arcelor Mittal),Infrastruktur (JA-Gastechnology) undWasserstoff-Cluster(GPJoule).Anschließend wird mit Experten anThementischen weiter über das ThemaWasserstoff diskutiert.Das detaillierte Programm undAnmeldemöglichkeiten finden Interessenten im Internet unter www.vdi.de/veranstaltungen und dem Stichwort„NorDIT Digital“.Red.Start-up: VDI Engineers starten durchAm 16. Juli 2020 war es so weit. Unterdem Titel „Start-up: VDI Engineersstarten durch” konnten sich VDIMitglieder mit Interesse am ThemaGründungen mit Experten aus derGründerszene live per Zoom über ihreIdeen und Vorstellungen austauschen.In der Auftaktveranstaltung sprachendie Moderatoren Prof. Dr. Uwe Grothvom Vorstand des VDI BezirksvereinsHannover und Tobias Redlin, erfolgrei-8cher Unternehmensgründer, über ihreErfahrungen zu dem Thema.Als Beispiel aus der Praxis fungierte dasUnternehmen Formhand. Gründungsinteressierte konnten mit den Jungunternehmern in den Dialog treten undvon ihren Erfahrungen profitieren.Formhand ist eine Ausgründung aus derTechnischenUniversitätBraunschweig. Das Unternehmen entwickeltund vertreibt hochanpassungsfähigeGreifer für die Produktion und Logistik.Den entscheidenden Impuls, dieForschungsergebnisse wirtschaftlich zuverwerten, gab 2014 der Gewinn desInnovationspreises der internationalenIngenieursvereinigung JEC und positiveRückmeldungen aus der Industrie.„Das Start-up Thema wurde gut vonden Teilnehmern angenommen. Weitere Veranstaltungen sind in Planung”,berichtete Prof. Dr. Uwe Groth. Red.TECHNIK und LEBEN

VDI InformationenKissMe: Karriere machen trotz CoronaIn diesem Jahr ist alles anders: Zwar findet die Karrieremesse KissMe am 3. und4. November im Lichthof der LeibnizUniversität Hannover statt – und dasbereits zum 22. Mal – allerdings diesesMal nur online. Unter der Internetadresse www.kissme-karriere.de kannman sich am 3. und 4. November von9.30 Uhr bis 16 Uhr online als Gast einloggen, um an der Karrieremesse teilnehmen zu können.Projektgruppe organisiert allesDie KissMe wird ehrenamtlich vonStudierenden verschiedener Hochschulen in Hannover organisiert und ist eineProjektgruppe des VDI BezirksvereinsHannover. Auch und gerade in derbesonderen Situation von Corona hatdas ehrenamtliche Team aus 16Studenten und Studentinnen Konzeptefür die Karrieremesse erarbeitet, diedem Umgang mit der Pandemie gerechtwerden. Im Fokus stehen in diesem Jahrdie Themen Digitalisierung undNachhaltigkeit.Die KissMe gilt bundesweit als eine dererfolgreichsten Firmenkontaktmessenim universitären Umfeld. Sie findet seit1998 jährlich im Hauptgebäude derLeibniz Universität Hannover statt.„Die KissMe ist eine große Chance fürunsere Studierenden – gleich welchenSemesters. Denn auch in Zeiten desInternets und virtueller Foren gilt nochimmer: Für einen erfolgreichen undaktiv gestalteten beruflichen Werdegangsind aktuelle Informationen und persönliche Kontakte entscheidend”, betontProfessor Dr. Volker Epping, Präsidentder Leibniz Universität Hannover.Im KissMe Team treffen StudierendeDas Orga-Team der KISSME von 2019.Der VDI BV Hannover dankt seinen Fördermitgliedern aqua-consult Ingenieur gmbh Aucotec AG Hannover continental ag hannover dcc global gmbh hannover forbo siegling gmbh hannover ibk Ingenieurconsult gmbh iph - Institut für integrierte Produktion Hannover körting hannover ag kraussMaffei Berstorff gmbh hannover pico engineering gmbh refratechnik cement gmbh göttingen taube goerz gmbh hannover vsm - Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken AG wabco fahrzeugsysteme gmbh hannover3/2020Foto: KISSMEverschiedenster Fachrichtungen aufeinander. In dieser interdisziplinärenGruppe organisieren die Studierendeneigenverantwortlich die KarrieremesseKissMe und diverse weitere Projekte. Solernen sie mit Menschen andererFachrichtungen konstruktiv zusammenzuarbeiten und nutzen ihre Kontakteund ihr Netzwerk beispielsweise zumVDI, um sich über das Fachliche hinauszu bilden und sich persönlich weiter zuentwickeln. Zur KissMe werden jedesJahr rund 40 Firmen eingeladen, damitStudierende und Absolventen sich überEinstiegs- und Karrieremöglichkeiteninformieren können.KISSME/Red.9

VDI InformationenVDI-Ingenieurhilfe leistet Hilfe zur SelbsthilfeNicht nur zu Zeiten der CoronaPandemie steht die VDI-Ingenieurhilfee.V. Ingenieuren und Studierenden derIngenieurwissenschaften in schwierigenLebenslagen zur Seite.Seit der Gründung im Jahr 1894 bietetder ausschließlich aus Spenden finanzierte, gemeinnützige Verein allenunverschuldet in Not geratenenIngenieuren und Naturwissenschaftlernund deren Hinterbliebenen „Hilfe zurSelbsthilfe“ an.Angebot an alle BerufskollegenDabei richtet sich dieses Angebot an alleBerufskollegen; unabhängig von derMitgliedschaft im VDI.Diese Unterstützung ist jeweils auf dieindividuelle Herausforderung desEinzelvorgangs ausgerichtet und umfasst sowohl Beratung, Begleitung undVermittlung als auch zeitlich begrenztefinanzielle Beihilfen. Im persönlichenGespräch mit den ehrenamtlich tätigenVertrauenspersonen vor Ort erarbeitendie Betroffenen den persönlichen Bedarfund eine mögliche Umsetz

Dieser Softrack 120-Häcksler von Loglogic erntet die Biomasse sauber ab. Foto: 3N Kompetenzzentrum eshalb sollten Moorböden zukünftig im nassen Zustand bewirtschaftet werden. Dies wird auch im vor Kurzem erschienenen „Niedersächsischen Weg - Maßnahmenpaket für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz" hervorge - hoben. Auf Moorböden .