Neben Kurstätigkeit Freiberufliche Tätigkeit Als Mobile . - Hugendubel

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4 1964 Abschluss der Ausbildung zur staatlich anerkannten Krankengymnastin an der staatlichenSchule für Krankengymnastik München4 1965 praktisches Anerkennungsjahr in Kiel/Wildbad4 1965 Auswanderung nach Südafrika. Dreijährige Tätigkeit in Kapstadt am Conradie Hospitalin der Paraplegieabteilung unter der Leitung von Pat Davies4 1968 Tätigkeit in der Thoraxabteilung des Krankenhauses rechts der Isar, München4 1969–1971 Ausbildung in PNF unter Maggie Knott und einjährige Mitarbeit am Kaiser Foundation Hospital in Vallejo, Kalifornien USA4 1971–1973 Tätigkeit in der Murnau Unfallklinik und Heidelberg Rehabilitationsklinik fürQuerschnittgelähmte4 PNF-Unterricht an der Heidelberger Schule für Physiotherapie4 1981 Instruktoren-Lehrgang unter Sue Adler in Bad Ragaz4 Ab 1983 Leitung von PNF-Kursen in ganz Deutschland und ab 2003 auch jährlich einmal inSüdkorea4 Neben Kurstätigkeit freiberufliche Tätigkeit als mobile Physiotherapeutin

Britta DietzLet’s sprint, let’s skate.Innovationen im PNF-Konzept

Britta DietzLet’s sprint, let’s skate.Innovationenim PNF-KonzeptUnter Mitarbeit von Prof. Dr. Kim Tae-yoon, Eva Langund Petra LeidingerMit 250 Abbildungen in Farbe123

Britta DietzOtto-Stang-Str. 3567147 ForstÊ Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Buch: 97-0 Springer Medizin Verlag HeidelbergBibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung,des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmungoder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch,bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkesist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.Springer Medizin Verlag.springer.de Springer Medizin Verlag Heidelberg 2009Printed in GermanyDie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigtauch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- undMarkenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen, Applikationsformen und Normwerte kann vom Verlagkeine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhandanderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.Planung: Marga Botsch, HeidelbergProjektmanagement: Claudia Bauer, HeidelbergLektorat: Heidi Pietron, NeckargemündSatz: Fotosatz-Service Köhler GmbH, WürzburgLayout und Umschlaggestaltung: deblik BerlinSPIN 12320271Gedruckt auf säurefreiem Papier22/2122/cb – 5 4 3 2 1 0

WidmungIn dankbarer Erinnerung an Maggie Knott und Dr. Kabat und deren geniale Erfindung des PNFKonzeptes.»Leben ist Bewegung«Dieses Buch entstand auf Anregung meiner Freunde in Süd KoreaProf. Dr. Bae, Sung-soo Prof. Dr. Kim, Tae-yoonLim, Moon-kyu PTBritta DietzDieses Logo entwarf eine ehemalige Kursteilnehmerin, Sigrid Thomas,für mich. Mit ihrer freundlichen Genehmigung steht dieses Zeichenfür Sprinten und Skaten im PNF Konzept.

VIIVorwortDen ersten Anstoß zu diesem Buch erhielt ich von meinen koreanischen Freunden. Moon-kyusetzte sich an seinen PC und startete erstmal, mein Manuskript anschaulich und übersichtlichdarzustellen. Sang-soo ermunterte mich, alle Kapitel in meinem Unterricht zu vervollständigen.Dabei kam mir der Gedanke, den Sprinter und Skater in den Gang zu integrieren samt aller Patientenprobleme. Hier in Deutschland testete ich die einzelnen Kapitel im Unterricht und bekam sehrviel positives Feedback von meinen Assistenten und Schülern. Viele meiner Schüler brachten extraZeit auf, um die unzähligen Bilder zu erstellen; ihnen möchte ich auf diesem Wege danken.In diesem Buch steckt enorm viel Arbeit. Ich habe es als Herausforderung gesehen und freuemich sehr, dass es nun endlich gelungen ist, alle meine therapeutischen Erfahrungen und meineNeuerungen im PNF-Konzept übersichtlich darzustellen. Alle Innovationen sind in diesem Buchals solche gekennzeichnet. Alle PNF-Patterns und PNF-Techniken sind dem aufrechten Gang zugeordnet. Die Neurophysiologie, soweit sie dem PNF-Konzept als Grundlage dient, habe ich bewusst ausgeklammert, da darüber bereits genügend Literatur vorhanden ist.Ich bin sicher, dass ich weiterhin neue Erkenntnisse mit diesem Konzept sammeln werde. Gespannt bin ich auf Studien, die sich mit der Sprinter-Skater-Thematik befassen und die zur Zeitschon angelaufen sind, aber auf deren abschließende Ergebnisse ich nicht warten wollte.Mein besonderer Dank gilt Eva Lang, die neben ihrem Beitrag zu diesem Buch das ganze Manuskript im Vorfeld für mich sprachlich überarbeitete.Mit Frau Heidi Pietron kam ich nach mehr als 30 Jahren zu meiner Freude wieder in Kontakt.Sie übernahm das Lektorat für dieses Buch. Ich möchte mich auf diesem Weg für alle ihre Anregungen und all die vielen Telefonate bedanken, die die Entstehung dieses Manuskripts ermöglichten.Britta Dietz

VIIIHinweisKennzeichnung der auf den Fotos gezeigten Übungen und Techniken: Sprinter Skater Chopping/Lifting

2.1.12.1.22.1.32.1.4Einführung in die Sprinter-/SkaterKoordination im PNF-Konzept . . . . . . . .Integration von zwei PNF Rumpf-Patternsin den Sprinter und Skater . . . . . . . . . . .Chopping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Lifting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Funktioneller Bezug von PNF-Techniken,Gang und den Stadien der MotorischenKontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Vorteile für die Patienten . . . . . . . . . . . .Vorteile für die Kursteilnehmer . . . . . . . .Internationale Zusammenarbeit . . . . . . .1444.6667Grundlagen der Behandlung mit demSprinter-/Skater-Koordinationskonzept . .9PNF-Training mit Sprinter- und SkaterKoordinationspatterns . . . . . . . . . .Hintergrund und Ziele . . . . . . . . . . .Anwendungen und Ergebnisse . . . . . .Überblick über das neue Konzept . . . .Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . .10101010123Studie und Fallbericht über dieBehandlung mit dem Sprinter-/SkaterKoordinationskonzept . . . . . . . . . . . . . . 133.1Förderung von Kindern mit ADHS mittelsphysiotherapeutischer Intervention(PNF-Sprinter-/Skater-Konzept) . . . . . .Symptome des ADHS . . . . . . . . . . . . . .Konsequenzen für den Befund . . . . . . . .Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Fallbericht über die Behandlung mit demSprinter-/Skater-Koordinations-Konzept .Anamnese und Befund . . . . . . . . . . . . .Verlaufsprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . .Abschlussprotokoll der drei Behandlungseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . o- und tele-rezeptive Stimuli . . . . . . . . 45Propriozeptive Stimuli . . . . . . . . . . . . . . . 455SPRINTER-/Skater-Koordination.Bahnung über dreidimensionale Scapulaund Becken-Patterns . . . . . . . . . . . . . . . 475.15.1.15.1.25.2Sprinter-/Skater-Koordination . . . .Sprinter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Skater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Bahnung des Sprinter und Skaterüber dreidimensionale Scapula-undBecken-Patterns . . . . . . . . . . . . . .Arm-Bein-Patterns/Thrust- undWithdrawal-Patterns . . . . . . . . . . . . . . . 576.16.1.16.1.26.26.2.1PNF-Arm- und Bein-Patterns . . . . . . .PNF-Arm-Patterns im Sprinter und SkaterPNF-Bein-Patterns im Sprinter und SkaterArm-Patterns: Thrust- und Withdrawalals »Power«-Patterns . . . . . . . . . . . . .Thrust-Patterns . . . . . . . . . . . . . . . . .7PNF-Kopf-Patterns . . . . . . . . . . . . . . . . 658Stadien der Motorischen Kontrolle . . . . . 679Techniken im PNF-Konzept . . . . . . . . . .Stabilisierende Umkehr(Stabilizing Reversals) – »Rumpf« . . . . . . .Rhythmische Stabilisation (RhythmicStabilization) – »Nahe am Problem, nahe amSchmerz« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Rhythmische Stabilisation im Wechselzwischen Sprinter und Skater für Stützarm,Standbein, Rumpf und Kopf . . . . . . . . . . .Replications (Ebenbilder, Kopien) –»Schulung der Wahrnehmung« . . . . . . . . .Rhythmische Bewegungseinleitung (RhythmicInitiation) – »Von passiv nach aktiv« . . . . . .Initial Stretch (from beginning of range) –»Bewegungsstart« . . . . . . . . . . . . . . . . .Wiederholter Stretch auf dem Bewegungsweg (repeated stretch through range) –»Power« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .141414149.1. . 19. . 19. . 209.39.29.4. . 424.14.24.3PNF: Definition, Philosophieund Grundprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . 43Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44PNF-Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44PNF-Grundprinzipien – Spezifische Stimulifür das Rezeptorsystem . . . . . . . . . . . . . . 45. . . . . 4969.54. . . . . 48. . . . . 48. . . . . 499.69.7. . . 58. . . 59. . . 60. . . 61. . . 627174808086868687

XInhaltsverzeichnis9.89.99.109.119.12Agonistische Umkehr (combinationof isotonics) »Konzentrisch-Exzentrisch« . .Dynamische Umkehr (dynamic reversal) –»Koordination« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Anspannen-Loslassen (contract relax) –»Entspannung« . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Halten – Loslassen (hold relax) – »Schmerz«Betonter Drehpunkt (timing for emphasis) –»Arbeitsplanung« . . . . . . . . . . . . . . . . . .17PNF-Mattenprogramm . . . . . . . . . . . . 15117.117.217.317.4PNF-Mattenprogramm im ÜberblickDrehen auf der Matte . . . . . . . . . .Kriechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Schinkengehen (Scooting) . . . . . . .909018Behandlungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . 1639019Patientenprobleme . . . . . . . . . . . . . . . t und Behandlungsbeispiele . . . .Behandlungsbeispiele in Bildern . . . . . . .Instabilität des Rumpfes . . . . . . . . . . . . .Mangelnde Rumpfrotation . . . . . . . . . . .Mangelnde Aufrichtung der BWS(Brustwirbelsäule) . . . . . . . . . . . . . . . . .Seitliche Verkürzung des Rumpfes . . . . . . .Mangelnde Extension und Flexion in Hüfteund Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Belastung des Standbeines . . . . . . . . . . .Genu recurvatum . . . . . . . . . . . . . . . . .Instabiles Fußgelenk . . . . . . . . . . . . . . .Fußheberschwäche . . . . . . . . . . . . . . . .Hallux valgus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Schulterbehandlung mit Timingfor Emphasis am Angulus inferiorder Scapula im Sprinter und Skater . . . . .Schulterbehandlung mit Timing for Emphasisam Angulus inferior der Scapula . . . . . . . .Ellbogen: Mangelnde Flexion – MangelndeExtension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Finger und Daumen . . . . . . . . . . . . . . .Halswirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . .Mandibulargelenk . . . . . . . . . . . . . . . .20Hausaufgabenprogramm . . . . . . . . . . . 2192121.121.2Brittas Morgengymnastik . . . . . . . . . . . 227Let’s sprint – let’s skate . . . . . . . . . . . . . . 228Sprinten und Skaten auf dem Pezziball . . . 237878710Der aufrechte Gang – Gangphasenim Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9110.1Der aufrechte Gang gegen Widerstand in PNF(resisted gait) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92Gangphasen im Sprinter/Skater . . . . . . . . 9310.21112Ganganalyse in der PNF, gesehen in derSprinter-/Skater-Koordination. . . . . . . . . 9512.3Gangschule nach PNF gegen Widerstand 107Gehen gegen Widerstand (»resisted gait«)in den Gangphasen im Sprinter . . . . . . . . . 108Gehen gegen Widerstand nach PNFin den Gangphasen im Sprinter . . . . . . . . . 109Schrittfolge im Sprinter . . . . . . . . . . . . . . 11313Chopping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11513.113.2Einige Hintergrundinformation . . . . . . . . . 116Bilaterale asymmetrische Armpatternsfür Rumpfrotation mit Kopfflexion . . . . . . . 118Chopping – bezogen auf die Stadiender Motorischen Kontrolle . . . . . . . . . . . . . 11912.112.213.31414.114.214.31516Lifting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Lifting – in den Gangphasen inverschiedenen Ausgangsstellungen .Lifting: Rumpf-Extension mit Rotationund Kopf-Extension . . . . . . . . . . . .Lifting: Stadien der MotorischenKontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3195198200202206209211217. . . . 131. . . . 133. . . . 134. . . . 13522Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243Atmung im PNF-Konzept mit Sprinterund Skater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14123Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245Fazilitation der Gesichtsmuskulatur . . . . 149Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247

11 Einführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-Konzept1.1Integration von zwei PNF Rumpf-Patterns in den Sprinterund Skater – 41.1.1 Chopping – 41.1.2 Lifting – 51.2Funktioneller Bezug von PNF-Techniken, Gang und den Stadiender Motorischen Kontrolle – 61.3Vorteile für die Patienten – 61.4Vorteile für die Kursteilnehmer – 61.5Internationale Zusammenarbeit–7

21Kapitel 1 · Einführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-KonzeptIm Rahmen meiner Ausbildung als PNF Instructor, hatteich die Gelegenheit, Maggie Knott persönlich kennen zulernen, sie bei ihrer Arbeit mit den Patienten zu beobachtenund von ihrer enormen Erfahrung zu profitieren. Diese eineinhalb Jahre währende Zusammenarbeit war prägend fürmeinen weiteren beruflichen Werdegang.Dieses Buch setzt voraus, dass der Leser mit dem PNFKonzept und dessen neurophysiologischer Grundlage bereits vertraut ist. Ansonsten verweise ich auf die Literaturliste (7 Kap. 22).Maggie Knott (geb.: 1918 / gest.: 1978) und Dr. HermanKabat (geb.: 1913 / gest.: Ende der 90er Jahre) entwickeltendas PNF Konzept in den 1950er Jahren.Dr. Hermann Kabat war Neurophysiologe und Arztund arbeitete mit der Physiotherapeutin Maggie Knott imKaiser Rehabilitation Center in Vallejo/Californien zusammen (. Abb. 4.1). Maggie Knott unterrichtete vor ihrerAusbildung in der Armee zum Physiotherapeuten an öffentlichen Schulen Sport und Biologie. Das Bemerkenswertewar ihre Erfindung der PNF-Muster (Patterns), die sie inAnlehnung an den Sport, an die Anatomie der Muskelketten und in Zusammenarbeit mit Dr. Kabat entwickelte.Sie wandte die Muster mit verschiedenen PNF-Techniken,die auf Forschungsarbeiten von Dr. Kabat begründet waren,am Patienten erfolgreich an. Gleichzeitig behandelte sie ihrePatienten in der PNF-eigenen Philosophie (7 Kap. 4.2). InVallejo bildete sie Physiotherapeuten aus aller Welt in derPNF-Methode aus. In den Jahren 1969–1971 nahm ich andiesem Ausbildungsprogramm teil. Später lernte ich Dr.Kabat in Vallejo persönlich kennen.Nachdem ich über Jahre hinweg auf dieser, von MaggieKnott vermittelten, Basis behandelt hatte, begann ich voretwa zehn Jahren, PNF als Bahnungskonzept auf der Grundlage der bestehenden Patterns und Techniken zu hinterfragen. Es entwickelte sich auf Grund der Weiterentwicklung inder Physiotherapie ein erweiterter Therapieansatz.»Bahnung« (Fazilitation) bedeutet in erster Linie, unabhängig vom Alter des Patienten Bewegung unwillkürlich zuerzeugen.Maggie Knott fazilitierte ihre Patienten über dreidimensionale Patterns der Extremitäten unter Verwendung des sogenannten »Stretch Reflex«. Scapula und Pelvis-Patternswurden zweidimensional angewandt und auch so bezeichnet(z. B. anteriore Elevation der Scapula). Durch den Einsatzgezielter Techniken und unterschiedlicher Ausgangsstellungen erarbeitete sie ihr Behandlungsziel je nach Befund.Die Patterns für Scapula und Becken sehe ich dagegendreidimensional (Rotationsebene am Angulus inferior undam Tuber ossis ischii) und setze diese in meiner Therapie soein, dass ich damit Bewegungsabläufe im Sinne des Gangzyklus bahnen kann. Je nachdem, welche Endstellungen derPatterns ich aktiviere, entstehen daraus vier ExtremitätenPatterns nach PNF, die den Bewegungsabläufen des Gangzyklus, dem dazugehörigen Armpendel und des Kopfesentsprechen und die ich als Sprinter- und Skater-Koordination bezeichne (. Abb. 1.1 und 1.2). Sie finden sich in ihrerAusprägung in den beiden Sportarten »Sprinten« und»Inline-Skating« wieder. Auch andere Sportarten lassendie beiden Bewegungsabläufe (kombinierte Muster) erkennen.Schlüsselpunkte für die Koordination im Sprinter/Skater sind der Angulus inferior der Scapula und der Tuberdes Os ischii, die beide dreidimensionale Komponentenaufweisen.

31 · Einführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-Konzept. Abb. 1.1. Sprinter-Koordination. Gangphasen: Mid stance – Midswing. Abb. 1.2. Skater-Koordination. Gangphasen: Early stance – InitialswingWichtigWichtigSprinter-Koordination:4 Scapula/Becken– Anteriore Elevation. Scapula links und Beckenrechts– Posteriore Depression. Scapula rechts und Becken links4 Obere Extremitäten– Flexion-Adduktion-Außenrotation links– Extension-Abduktion-Innenrotation rechts4 HWS/Kopf– Zusammen mit dem Kopf: Flexion, Lateralflexion,Rotation zum Standbein4 Untere Extremitäten– Standbein (Mid stance): Extension-AbduktionInnenrotation– Spielbein (Mid swing): Flexion-AdduktionAußenrotation (. Abb. 1.2)Skater-Koordination:4 Scapula/Becken– Posteriore Elevation. Scapula rechts und Beckenlinks– Anteriore Depression. Scapula links. und Beckenrechts4 Obere Extremitäten– Flexion-Abduktion-Außenrotation– Extension-Adduktion-Innenrotation4 HWS/Kopf– Kopf: Extension. Lateralflexion und Rotation.zum Spielbein links4 Untere Extremitäten– Early stance: Extension-Adduktion-Außenrotation– Spielbein: Flexion-Abduktion-Innenrotation(. Abb. 1.3)1

41Kapitel 1 · Einführung in die Sprinter-/Skater-Koordination im PNF-KonzeptBegründung:Indem ich die Muster »Sprinter« und »Skater« verwende,greife ich in meiner Therapie auf die anatomisch-neurologischen Grundlagen (implicit patterns) zurück, die sichim Laufe der Evolution in über 8 Millionen Jahren entwickelt- und manifestiert haben. Sie ermöglichen den fürdie menschliche Fortbewegung charakteristischen aufrechten Gang.Nur wenn diese Bewegungsbahnen fehlerlos in unserem Gehirn gespeichert sind, ist ein koordinierter aufrechter Gang möglich. Daher ist ein Übungsprogramm, dasdiese Bahnen schult, von großer Effektivität zum Wiedererlangen der Gehfähigkeit und verlorener Bewegungsfähigkeiten unserer Patienten.Wenn ich am Patienten die Koordinationsmuster Sprinter/Skater aktiviere, kann ich anhand seiner Reaktionendefinieren, worin sein Hauptproblem besteht, um dann gezielt daran zu arbeiten.Aus dieser Vorgehensweise wird ersichtlich, dass dieseArt des therapeutischen Vorgehens konsequent auf den aufrechten Gang, ausgerichtet ist. Für den Patienten ist demzufolge bei jeder Übung der Bezug zum aufrechten Gangnachvollziehbar.Wie im klassischen PNF-Konzept, nutze auch ich dasPrinzip der Irradiation mit dem Unterschied, dass die Muskelaktionsfolgen im Sprinter und Skater exakt vorbestimmtsind.Da ich die Bewegungsmuster Sprinter/Skater aus demaufrechten Gang des Menschen abgeleitet habe, ist es folgerichtig, die entsprechenden Patterns von Maggie Knott hinsichtlich ihres Bezugs zu den Bewegungsabläufen in denGangphasen zu überprüfen.Während der Standbeinphase ist das Standbein in derPeripherie fixiert, sodass sich der Rumpf über das Standbein als Fixpunkt bewegt. Folglich sind Extensionspatternsan den unteren Extremitäten ohne Fixpunkt in der Peripherie, wie bislang durchgeführt, nicht am Gang ausgerichtet. Für die obere Extremität gilt für die Behandlung dasgleiche Prinzip.Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass ich dem Standbein und Stützarm Wand- oder Bodenkontakt gebe undüber diesen Fixpunkt den Sprinter/Skater aufbaue.Massenextension oder -flexion ist kein Bestandteil einesphysiologischen Gangbildes, vielmehr ist der Bewegungsablauf des Gehens reziprok.Daher gelange ich zu der Überzeugung, dass symmetrische Patterns keine geeignete Methode zur Bewegungsbahnung im Hinblick auf den aufrechten Gang sind.Von ausschlaggebender Bedeutung für unsere Bewegungsmuster ist die Stellung des Kopfes. Sie gibt die Bewegungsrichtung vor. Folglich wird der Kopf bei jeder Bewegungsausführung mit einbezogen, oft sogar als Start fürdie Bahnung genutzt.An welchem Problem auch immer ich mit dem Patienten arbeite, der komplette Sprinter oder Skater wird eingesetzt, d.h. ich behandle ganzheitlich mit Irradiation, die aufgenau definierten Bahnen abläuft.1.1Integration von zwei PNF RumpfPatterns in den Sprinter und SkaterIm Folgenden werde ich zwei bestehende PNF Rumpf-Patterns in die neuen Muster Sprinter/Skater überführen, immervom physiologischen Gangbild des Menschen ausgehend.1.1.1 Chopping»Chopping« (Holzhacken) zeigt sich in der doppelten Stützphase als Kombinationspattern des Sprinter und Skater,d.h. Rumpfrotation auf stabilen Standbeinen. Fußkontaktmit Wand bzw. Boden ist zwingend, die Beine sind in Schrittstellung, die Arme in Extensionspatterns, Kopf in Flexion.Das vordere Bein befindet sich in der Phase Initial Contact (Extension-Adduktion-Außenrotation), das hintereBein in Terminal Stance (Ferse ab) (Extension-AbduktionInnenrotation). Beide Arme haben die Funktion einesStützarmes und drehen zu Initial contact.Jeder Stützarm fazilitiert das gegenüberliegende Beinmittels Irradiation.Der Kopf ist in leichter Flexion und Rotation zum Initial contact Bein.Als klassische Chopping-Sportarten sind Skifahren,Snowboard fahren und Surfen zu nennen.1.1.2 Lifting»Lifting« sehen wir in der Flugphase beim Laufen, wennbeide Füße ohne Bodenkontakt sind, d.h. beide Beine sindSpielbeine und befinden sich im Flexionsmuster. Auch dieArme sind Spielarme (Flexionsmuster) und die Rotationdes Rumpfes geht in die Extension.Als klassische Lifting-Situationen im Sport kann manz.B. die Flugphase des Fußballtorwarts beim Abfangen des

51.1 · Integration von zwei PNF Rumpf-Patterns in den Sprinter und SkaterBalls nennen, oder die des Basketballspielers bei Korbsprungwurf. Auch die Flugphase des Weitsprungs gehört indiese Kategorie.WichtigEin besonders wichtiges Behandlungsprinzip:4 Grundvoraussetzung für jede weitere Aktivität istein stabiler Rumpf des Patienten4 Erst wenn diese Forderung erfüllt ist, kann daraufaufbauend die Behandlung fortgeführt werden.Aus diesem Grund wird das Timing prinzipiell vonproximal nach distal aufgebaut4 Beispiel: Bevor ein Gewicht angehoben werdenkann, muss durch eine adäquate RumpfspannungStabilität gewährleistet sein.Aus diesem Grund wird im Sprinter und Skater mit demPNF-Prinzip »in the groove« (in der Diagonale) optimalerNutzung der Rotatoren, z. B. der kleinen Rotatoren derWirbelsäule, gearbeitet. Auf diese Weise kann schmerzfreibehandelt werden. Zudem wird eine eventuell vorhandeneTonuserhöhung erheblich reduziert. Abb. 1.3. Chopping: Gangphasen: Initial contact – Terminal stance(Ferse ab). Abb. 1.4. Lifting in der Flugphase1

4 1969-1971 Ausbildung in PNF unter Maggie Knott und einjährige Mitarbeit am Kaiser Foun-dation Hospital in Vallejo, Kalifornien USA 4 1971-1973 Tätigkeit in der Murnau Unfallklinik und Heidelberg Rehabilitationsklinik für Querschnittgelähmte 4 PNF-Unterricht an der Heidelberger Schule für Physiotherapie