VMware-Übernahme Verunsichert Kunden Foto: Vitalii Vodolazskyi/Shutterstock

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Ausgabe 2022 – 25-2620. Juni 2022Nur im Abonnement erhältlichSoftware AGwill durchstartenVorstand Stefan Sigghofft auf deutlichen Schubdurch Investoren.Seite 20Wie KRITIS in dieCloud passenWarum die Cloud mehrSicherheit für kritischeInfrastrukturen bietet.Seite 36Nachhaltigkeitsichtbar machenHarte Kennzahlen stoßenbei ESG-Themen an ihreGrenzen.Seite 44Mit dem neuen EigentümerBroadcom drohen höhere Preiseund schlechterer Support.Seite 12Foto: Vitalii ertKunden

2022 25-26EditorialHalali – die Jagd-Saisonim IT-Markt ist eröffnetIm globalen IT-Markt wird‘s turbulent – fallendeKurse und nervöse Investoren sorgen für eineexplosive Stimmung. Analysten zufolge könnteeine Reihe spektakulärer Übernahmen anstehen.Die 61 Milliarden Dollar teure Übernahme von VMware durchden Chiphersteller Broadcom (siehe Seite 12) könnte erst derAnfang gewesen sein. Weitere Mega-Deals sind gerade in derMache, wie die Akquisition von Activision Blizzard durch Microsoft(68,7 Milliarden Dollar), oder wurden gerade abgeschlossen, wie derKauf des Healthcare-Spezialisten Cerner durch Oracle für 28,3 Milliarden Dollar (siehe Seite 24). Der Ausverkauf im weltweiten IT-Marktkönnte in den kommenden Monaten weiter Fahrt aufnehmen, glaubenFinanzanalysten. Tech-Aktien rauschen derzeit flächendeckend ab,das Rezessions-Gespenst geht um und Investoren werden zunehmendnervös angesichts der grassierenden Inflation und steigender Zinsen –ein explosiver Stimmungsmix.Martin Bayer,Deputy Editorial DirectorManche Experten vergleichen die aktuelle Situation schon mit Krisenszenarien wie dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausendsoder dem Einbruch im Zuge der globalen Finanzkrise 2008. GeradeStartups und jüngeren Techunternehmen weht derzeit ein rauherWind ins Gesicht (siehe Seite 6). Das Geld fließt längst nicht mehrso üppig wie in den vergangenen Jahren. Investoren suchen sichereHäfen wie den Energiesektor. In dieser Situation dürften gerade dieGroßen der IT-Branche ihre M&A-Teams auf die Jagd schicken.Was bedeutet das für die Anwenderunternehmen? Es dürfte unruhigerund ungemütlicher werden. Im Zuge der VMware-Übernahme warnenAnalysten bereits vor Preiserhöhungen und weniger Innovation. Umnicht zum Spielball der Märkte zu werden, könnten die Anwender dasIT-Heft selbst in die Hand nehmen. Techniken in und um die Cloud geben es her, eigene IT-Lösungen zu bauen. Doch das dauert, kostet Geldund ist gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten auch ein Risiko.Herzlich,IhrMartin Bayer, Deputy Editorial DirectorAlle machen in Software:In vielen Branchen beginnen dieUnternehmen, ihre eigenen Softwarelösungen zu bauen. Wie sichzum Beispiel der Automobilsektorverändert, lesen Sie auf cio.de:www.cio.de/36703663

4Inhalt12Broadcom kauft VMware – Mega-Dealsorgt für Verunsicherung im MarktAnalysten prophezeien nach dem Kauf vonVMware durch Broadcom Preissteigerungen,weniger Innovation und einen Personalabbaubei der Softwaretochter. Die vorherigen Akquisi tionen von CA Technologies und Symantec hättengezeigt, wie der Chipkonzern das Geschäft mitEnterprise Software angehe: mit Effizienzsteige rungen zulasten der Kunden.6Markt6 Startups in GefahrFinanzinvestoren, die ihr Geld in Startupsgesteckt haben, schlagen Alarm wegen der Wirtschaftskrise. Ihren Schützlingen raten sie,Kosten zu senken und die Liquidität zu sichern.9 Krieg belastet BilanzenHP und HPE haben ihre Geschäfte in Russlandgestoppt. Das schlägt bei beiden HewlettPackard-Nachfolgern auf den Gewinn durch.16Technik16 Das Ende der KassenschlangeKünden wünschen sich einen schnellen,komfortablen und sicheren Bezahlvorgangbeim Check-out. Neue Payment-Technologienliefern die Basis hierfür.20 Mehr Schub für die Software AGDie Investoren von Silver Lake geben derSoftware AG Rückenwind. Wir haben unsmit Vorstandsmitglied Stefan Sigg über denKurs der Darmstädter unterhalten.10 Olaf Scholz auf der re:publicaErstmals trat ein amtierender Bundeskanzlerauf der Netzkonferenz auf. Olaf Scholz verspracheine zügigere Digitalisierung der deutschenVerwaltung und mehr Speed beim Netzausbau.Für beides soll es neue Gesetze geben.26 Cloud hilft bei DatenintegrationInformatica baut seine „Intelligent DataManagement Cloud“ (IDMC) aus. Neue Funktionen sollen Anwender bei komplexen Aufgaben wie der Datenintegration unterstützen.

2022 25-2630Praxis30 Mehr Sorgfalt in der LieferketteDas ab 2023 geltende Lieferkettengesetz (LkSG)erlegt den Unternehmen mehr Pflichten auf,genauer darauf zu achten, was in ihren Lieferketten passiert. Lesen Sie, worauf sich dieBetriebe jetzt vorbereiten müssen.40Job & Karriere40 KI verändert drastisch HR-ArbeitOptimisten erhoffen sich neue Automatisierungsmöglichkeiten, große Zeitersparnisseund Kosteneffekte. Skeptiker hingegen warnendavor, sich zu stark auf Daten zu verlassen.43 Datenkompetenz als Jobgarant32 Bloß nicht die Bestie fütternEs lohnt sich nicht, auf die Forderungen vonRansomware-Erpressern einzugehen. Oft sinddie von den Gangstern gelieferten Tools fürdie Entschlüsselung von Daten und Systemenunbrauchbar.36 KRITIS und Cloud passen zusammenWarum auch kritische Infrastrukturen in derCloud betrieben werden sollten.InhaltDie Fähigkeit, fundiert mit Daten umzugehen,führt nicht nur zu mehr Jobsicherheit, sieerhöht auch die Verdienstmöglichkeiten.44 Klassische Kennzahlen sind zu wenigEs wird Zeit, dass Unternehmen ihre Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit bessersichtbar machen können, wie zwei Wissenschaftler zu Recht fordern.47 Stellenmarkt49 Impressum50 IT in Zahlen5

6Markt2022 25-26Startups in Gefahr –Investoren schlagen AlarmFinanzinvestoren, die ihr Geld in Startups gesteckt haben, sorgen sich wegender Wirtschaftskrise. Ihren Portfoliounternehmen raten sie, Kosten zu senkenund die Liquidität zu sichern.Von Heinrich Vaske,Editorial DirectorÜber viele Jahre hinweg haben Risi kokapital Geber aus dem Silicon Val ley viel Geld in Neugründungen ge steckt, nun fürchten sie um ihre Ernte. Wiedas Wall Street Journal schreibt, empfehlendie „Doyens des Risikokapitals“ den Startupsnun, sich für rauere Zeiten zu wappnen. Ven ture Capitalists wie Lightspeed Venture Part ners, Craft Ventures, Sequoia Capital undY Combinator raten den Jungunternehmernin Blogbeiträgen, Social Media Threads undOnlinepräsentationen, Maßnahmen zu ergrei fen, um sich auf die „möglicherweise schärfsteWende seit mehr als einem Jahrzehnt“ vorzu bereiten.Die Ratschläge bestehen in erster Linie darin,Kosten zu senken, Bargeld vorzuhalten, Neu einstellungen zurückzufahren und nicht dar auf zu vertrauen, dass im Falle einer SchieflageInvestoren oder Hedge Fonds mit größerenSchecks bereitstehen werden. „Die Boomzei ten des letzten Jahrzehnts sind eindeutig vor bei“, schreibt etwa Lightspeed, das unter an derem beim Social Network Snap und derKryptobörse FTX investiert hat.Auf der Veröffentlichungsplattform Medium.comerinnert Lightspeed an große Börsen Crashs,etwa im Zuge der Finanzkrise (2008/2009), dergeplatzten Dotcom Blase (2000 bis 2002) unddes Black Monday Crashs von 1987. In der ge genwärtigen Situation gebe es teils ähnlicheVoraussetzungen in Form von Zinsanstieg undSpekulationsblasen, teils seien die Herausfor derungen aber auch völlig neu und schwer ein schätzbar. Das Unternehmen verweist auf dieCovid Krise, den Ukraine Krieg, die Lieferket tenprobleme und einen möglichen Massen rückzug der Anleger aus ETF Anlagen.Viele Geldgeber seien noch relativ neu imGeschäft und hätten bislang nur einen Bullen markt erlebt, heißt es bei Lightspeed. Jetztgebe es schwarze Wolken am Horizont, erst mals müssten die Investoren wirklich schwie rige Gespräche mit den Startup CEOs führen.Geldgeber, die noch vor wenigen Jahren denMarkt auf den Kopf stellen wollten, müsstennun mitansehen, wie ihre Positionen in weni ger als einem Jahr um die Hälfte zusammen schrumpfen und über Jahre aufgelaufene Ge winne zunichte gemacht würden.Erinnerung an die großen Börsen-CrashsDennoch sei man bei Lightspeed im Grundsatzweiter optimistisch, da der alles entscheidendeMegatrend des technischen Fortschritts undder Digitalisierung intakt sei und alle Markt segmente erfasse. Unternehmensinfrastruktu ren würden in die Cloud verlagert, viele neueTechnologien wie Web3, Virtual und Augmen ted Reality (VR/AR) oder künstliche Intelligenz(KI) und Automatisierung stünden immer nocham Anfang.„Um es klar zu sagen“, schreibt Lightspeed denGründern ins Stammbuch, „der Weg, der voruns liegt, wird hart sein. Viele CEOs werdenschmerzhafte Entscheidungen treffen müssen,

8Markt2022 25-26Wachstum in Krisenzeiten: Dellund Lenovo machen gute GeschäfteObwohl sich die Konjunktur eintrübt, scheinen Unternehmen weiter inIT-Infrastruktur und Endgeräte investieren zu wollen. Zumindest deutenGeschäftszahlen von Dell und Lenovo darauf hin.Dell Technologies hat seine Einnahmenim ersten Fiskalquartal 2023, das am29. April 2022 endete, gegenüber demVorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 26,1 Milliarden Dollar gesteigert. Die Nachfrage sei stabil, so Jeff Clarke, Vice-Chairman und Co-ChiefOperating Officer. Was Dell derzeit nicht anEndgeräten verkaufe, werde durch den hohenBedarf an Rechenzentrumsausstattung kompensiert. Dennoch gäbe es Unwägbarkeitenwie Inflation, ungelöste geopolitische Probleme, Herausforderungen in der Lieferkette undEngpässe bei Halbleitern. Unmittelbare Budgetkürzungen bei den Kunden erwartet Clarkegleichwohl nicht.Dell stark, Cisco schwachYang Yuanqing, Chairman und CEO vonLenovo, blickt trotz Lieferproblemenzuversichtlich in die Zukunft. Alle Geschäftsbereiche, Solutions & ServiceGroup (SSG), Infrastructure SolutionsGroup (ISG) und Mobile seien profitabelgewachsen und zeigten ein „starkesMomentum“. Um das Eisen zu schmieden, solange es heiß sei, werde Lenovonun seine Investitionen in Forschungund Entwicklung verdoppeln, die servicegetriebene Transformation der Kundenverstärkt unterstützen und dabei allesdafür tun, seine Nachhaltigkeitszieleeinzuhalten.Foto: LenovoDie Zahlen von Dell waren an der Wall Streetmit Spannung erwartet worden, da wenige Tagezuvor der Netzwerkgigant Cisco erheblicheUnruhe ausgelöst hatte. Das Unternehmen hattestagnierende Einnahmen gemeldet und berichtet, wie stark die Covid-bedingten Lockdowns inShanghai und anderen chinesischen Metropolendie Produktion störten. Cisco warnte, dass Lieferkettenprobleme den Umsatz im laufendenQuartal um bis zu acht Milliarden Dollar schmälern könnten. Die Nachfrage sei zwar vorhanden, derzeit könne man sie aber kaum befriedigen. Auch Dell-Manager Clarke sagte, seinUnternehmen habe im ersten Quartal unter Lieferengpässen bei Bauelementen und Halbleitern gelitten. Das habe sowohl die Unternehmenseinheit Client Solutions Group (CSG) alsauch die Infrastructure Solutions Group (ISG) zuspüren bekommen. Die Dell-Unternehmenssparte ISG wuchs auf 9,3 Milliarden Dollar, wobei die Unterbereiche Server und Netzwerkeum 22 Prozent auf fünf Milliarden und das Seg-ment Storage auf 4,2 Milliarden Dollar (plusneun Prozent) zulegten. Die CSG erreichte einUmsatzvolumen von 15,6 Milliarden Dollar(plus 17 Prozent), wobei PCs für Unternehmenum 22 Prozent auf zwölf Milliarden Dollar undfür Privatkunden um drei Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar zulegten. Im Consumer-Segmentsei vor allem die Nachfrage nach Chromebooksrückläufig, hieß es. Unterm Strich verzeichneteDell einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Dollar nach einem Plus von einer Milliarde Dollarin der vergleichbaren Vorjahresperiode.Auch Lenovo wächst kräftigLenovo legte seine Gewinn- und Verlustrechnung für das vierte Finanzquartal 2022 und dasgesamte abgelaufene Geschäftsjahr vor. DenChinesen gelang es im Fiskaljahr, die Erlöseum knapp elf auf 72 Milliarden Dollar zu steigern und ihren Nettogewinn um 72 Prozent aufzwei Milliarden Dollar hochzuschrauben. Dasschwierigere vierte Quartal hat einen leichtenSchatten auf die Bilanz geworfen: Einnahmenvon 16,7 Milliarden Dollar in den vergangenendrei Monaten bedeuteten ein Wachstum vonsieben Prozent – deutlich weniger als die übersGesamtjahr erzielten 18 Prozent. Der Nettogewinn von 412 Millionen Dollar steigerte sichzwar um stolze 58 Prozent, das diesbezüglicheWachstumstempo lag aber ebenfalls ein wenigunter dem des Gesamtjahres (72 Prozent).Lenovo warnte vor kurzfristigen Engpässenaufgrund von Supply-Chain-Problemen inChina, von denen besonders eine Fertigungsstätte in Shenzen betroffen sei. Sie beträfenweniger das PC-Geschäft als die SegmenteMobile Computing und RechenzentrumsInfrastruktur.(hv)

Mobile Computing und Rechenzentrums- Infrastruktur. (hv) Obwohl sich die Konjunktur eintrübt, scheinen Unternehmen weiter in IT-Infrastruktur und Endgeräte investieren zu wollen. Zumindest deuten Geschätszahlen von Dell und Lenovo darauf hin. Wachstum in Krisenzeiten: Dell und Lenovo machen gute Geschäte Yang Yuanqing, Chairman und CEO von