Digitale Brutstäten - Computerwoche.de

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Ausgabe 2015 – 6Was Windows 10für Firmen bedeutetDas „As-a-Service“-Modellwirt viele Fragen auf.Seite 6Salesforce und ERPim Verbund2. Februar 2015Nur im Abonnement erhältlichDigitaleBrutstätenWie „Inhouse-Startups“großen Unternehmen denWeg in die Zukunt weisen.Seite 26Es gibt gute Möglichkeiten,beide Welten zu integrieren.Seite 16Open Source imCall-CenterWarum Kikxxl voll auf dieLinux-Karte setzt.Seite 32IDG Business Media GmbH, Zenit Pressevertrieb GmbH, Postfach 810580, 70522 Stuttgart

2015 – 6EditorialEs geht darum,Reibung zu erzeugenViele Unternehmen schafen kreative Inseln, umdie Chancen der Digitalisierung auszuloten undfür ihre Geschätsmodelle zu nutzen. Je mutigersie dabei sind, desto größer die Erfolgschancen.Heinrich Vaske,ChefredakteurKreativität lässt sich nicht verordnen, doch es lassen sich Rahmenbedingungen schafen, unter denen Kreativität gedeiht.Das ist der Grund, warum viele Unternehmen Bereiche undTochtergesellschaten ausgründen, die sich losgelöst von hierarchischen und budgetären Zwängen mit den Chancen der Digitalisierungbeschätigen dürfen (siehe Seite 26).Titelfoto: guru3d/Fotolia.com; Foto: Daniel Seifert/WikipediaFolgt man dem bekannten Organisationspsychologen Peter Kruse,dann kann dies eine sinnvolle Art sein, um in ot träge Großunternehmen Bewegung und auch Reibung zu bringen. „Harmonische Systemesind dumme Systeme“, lautet eine seiner zentralen Thesen. Es gehedarum, Unterschiedlichkeit zu schafen und für eine hohe Spannungim System zu sorgen. Fortschrit entsteht laut Kruse aus Widersprüchlichkeit – ein Grund dafür, bei der Zusammensetzung der Kreativteams auf Diversität zu achten und für Rückkopplungsmechanismen zum Kerngeschät zu sorgen.Der Handlungsbedarf ist groß. Im Zuge der Digitalisierung setzenjunge Herausforderer, die eine digitale DNA mitbringen, den altenPlatzhirschen mächtig zu. Diese wirken unter dem großen Druck otwie gelähmt. Warum sonst kommen noch immer die besten Apps fürbeispielsweise die Finanzwirtschat nicht von denen, die es könnenmüssten – den Banken? Warum ist Zalando keine Tochter von H&M,und warum startete Media Markt erst 2012 ins Online-Business?Die Digitalisierung ist nicht nur eine Chance, sondern eine Voraussetzung für den küntigen Geschätserfolg. Viele Unternehmen, inDeutschland etwa aus der Autobranche, haben das verstanden.Andere stehen noch am Anfang. Sie sollten sich sputen.Herzlich,IhrHeinrich Vaske, ChefredakteurPeter Kruse über Kreativität:Unterhaltsam und kompetenterklärt der Psychologe, unterwelchen Bedingungen Menschenkreativ sind – und wann nicht.https://youtu.be/oyo oGUEH-I3

4Inhalt26Kreativität ist gefragt –interne Startups sind dieAntwortDie Digitalisierung verlangt Unternehmen eine Erindungskrat ab, die sie inihren über Jahrzehnte gewachsenenStrukturen ot nicht mehr ausprägenkönnen. Die Lösung: Es werden kreativeEinheiten geschafen oder sogar Firmenausgegründet, die sich wie Startupsverhalten sollen. An diesen Think Tanksist die IT-Organisation ot maßgeblichbeteiligt.6Markt6 Was Windows 10 für Firmen bedeutetMicrosot hat eine rosige Windows-as-a-ServiceZukunt gezeichnet, die aus Unternehmenssichtaber wichtige Fragen ofenlässt. Eine davon lautet: Wie funktionieren in Zukunt größere Upgrades?16Technik16 ERP und Salesforce koppelnUnternehmen, die ein CRM-System wie Salesforce aus der Cloud nutzen, müssen es eng mitihrem ERP-System verknüpfen. Dabei könnenIntegrationsplatformen helfen.20 Sotware AG und Wipro auf IoT-Kurs8 Leck in iOS-Container geschlossenFür Aufregung bei AirWatch und Mobile Ironsorgte ein Bericht der COMPUTERWOCHE, derein Leck in den iOS-Containern der Anbieternachwies. Zumindest AirWatch hat die Scharteausgewetzt.9 Cisco – eine Sotware-Company?Auf der Hausmesse Cisco Live 2015 präsentierten sich die Netzwerker als Unternehmen, dasin einem Transformationsprozess steckt.Die Unternehmen haben eine Platform entwickelt, mit der sich Datenströme aus dem Internet of Things (IoT) analysieren lassen.22 SAPs MitelstandsstrategieMit verschiedenen Angeboten versucht SAP ankleinere Betriebe heranzukommen. Der Erfolgist durchwachsen.

2015 – 6Inhalt12Dell baut auf SoftwareIm CW-Gespräch erläutertPresident John Swainsondie neue Strategie desComputerbauers.32Praxis29 Whirlpool vernetzt weiße WareEin abteilungsübergreifendes „ConnectivityTeam“ hat beim Küchengerätehersteller Whirlpool den Autrag, das Internet der Dinge umzusetzen.30 Was eine Startup-Kultur ausmachtMit Inhouse-Startups, Inkubatoren oder externen „Company Builders“ versuchen Unternehmen, Tempo in Sachen Digitalisierung aufzunehmen.32 Open Source im Call-CenterKikxxl will von proprietärer Sotware nichtswissen. Das Osnabrücker Call-Center, das großeTK-Konzerne zu seinen Kunden zählt, setzt aufOpen Source. Die Kosten sind dabei nicht ausschlaggebend.38Job & Karriere38 Unabhängigkeit oder Sicherheit –IT-Prois können sich frei entscheidenÜber 80.000 IT-Freiberuler arbeiten in Deutschland. Die meisten wollen daran auch nichts ändern. Es gibt aber auch andere Beispiele.40 Arbeitgeber entdecken den Klassiker„Führen mit Zielen“ neuVeränderte Arbeitsstrukturen und -beziehungen machen es möglich: „Management by Objectives“ ist wieder an der Tagesordung.42 Projekt-Management braucht klarePlanung stat guter VorsätzeProfessor Philip Moscoso ist überzeugt, dasssich jedes noch so komplexe Projekt erfolgreichbetreiben lässt, wenn man einen Fünf-PhasenPlan immer im Auge behält.47 Stellenmarkt49 Impressum50 IT in Zahlen5

Markt2015 – 6Windows 10 lässt aus Enterprise-Sichtnoch einige wichtige Fragen ofenNachdem Microsot zumindest grob vorgestellt hat, wohin die Reise mit Windows 10 gehen soll, stellen sich für Unternehmenskunden Fragen. Wie wird dasBezahlmodell aussehen? Und wie sicher sind die getätigten Investitionen?Von Heinrich Vaske,ChefredakteurFür Microsot ist Windows 10 nicht irgendein Betriebssystem-Upgrade. DasUnternehmen will seine inzwischenstark fragmentierte Windows-Landschat wieder zusammenführen. Dafür bringt Windows10 folgende Voraussetzungen mit sich:Microsoft hat im vergangenenGeschäftsquartal einen rückläufigen Nettogewinn von 5,86 Milliarden Dollar (Vorjahr: 6,56 Milliarden Dollar) verbucht. Der Umsatzübertraf mit 26,47 Milliarden Dollar (plus acht Prozent) die Erwartungen der Wallstreet-Analysten.D Ein Windows für alle EndgeräteDas System wird geräteübergreifend auf PCs,Smartphones, Tablets, der Xbox und vielleichtnoch weiteren Geräten zur Verfügung stehen.Die Windows-Benutzererfahrung soll dabeiüber alle Endgeräte hinweg ähnlich sein, sichaber an die Gerätetypen anpassen und auchdas individuelle Nutzungsverhalten berücksichtigen. Windows 10 sieht auf einem Systemohne Touch-Funktionalität eher aus wie Windows 7, auf einem Tablet dagegen wie Windows8.1 mit Kacheloptik. Bei Zwei-in-eins-Systemen, die sich wahlweise als Ultrabook oderTablet nutzen lassen, ändert sich die Benutzeroberläche, je nachdem, ob die Tastatur angedockt ist. Dafür sorgt die neue „Continuum“Technik, die erkennt, ob im Notebook- oderim Tablet-Modus gearbeitet wird. Je nach Betriebstyp erhalten Anwender eine Kacheloberläche (Tablet) oder einen Windows-Desktop mit dem zurückgekehrten Startmenü.Das klassische Geschäft mitWindows-, Office- und ServerProdukten wuchs mit 4,6 Prozentunterdurchschnittlich, doch dieCloud-Division mit Office 365,Azure und der CRM-Lösung konnte die Einnahmen auf 1,3 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln.Sie vereint bislang aber nur fünfProzent der gesamten Erlöse aufsich. Laut Microsoft führten besonders der starke Dollar undProbleme in einigen asiatischenMärkten zu dem leicht getrübtenGesamtbild.D Universal AppsDa sich alle Geräte denselben Windows-Kernteilen, setzt Microsot mit Windows 10 auchsein Konzept einer einheitlichen Anwendungsplatform (Universal Apps) fort, das es für PCsund Smartphones mit Windows 8/Phone bereits gibt. Entwickler schreiben also nur nocheine App, die auf allen Endgeräten läut und ineinem integrierten, übergreifend verfügbarenApp Store verwaltet wird. Das soll zu einer einfacheren Entwicklung und besseren Verwaltbarkeit der Anwendungen führen. Zudem kön-Solides GeschäftsquartalFür Microsoft rückt ein strategisches Ziel inSichtweite: die Vereinheitlichung der fragmentierten Windows-Welt. Windows 10 soll imSpätsommer 2015 herauskommen und Nutzernnen Entwickler auf einen Schlag das gesamteMicrosot-Ökosystem adressieren – ein zumindest theoretischer Vorteil gegenüber Appleund Google, wo auf Desktops und mobilenEndgeräten unterschiedliche Betriebssystemeund Anwendungen laufen.D Übergreifendes MDMFür das Managen von Anwendungen und Geräten ergeben sich neue Optionen, da ein integriertes Device- und App-Management über PCsund mobile Endgeräte hinweg möglich werdensoll. Der übergreifende Enterprise App Storesoll zudem Features für das Lizenz-Management und die lexible Distribution erhalten.D Einheitlichkeit sorgt für mehr SicherheitUm besser gegen Sicherheitsvorfälle gewappnet zu sein, will Microsot das Identity- undAccess-Management verbessern. Außerdem arbeitet das Unternehmen an Container- und Datenseparierungstechniken, um Apps und Dateien nicht nur auf den Endgeräten, sondernetwa auch in E-Mail-Systemen und in derCloud zu schützen. Ein neues Feature namens„Device Guard“ soll zudem Malware stoppen,indem die Installation von Apps besser gemanagt und überwacht wird.D Cortana für alleDer Sprachassistent Cortana, bekannt vonWindows Phone 8.1, wird in Windows 10 festFoto: Microsoft6

Markt2015 – 6Airwatch will Leck iniOS-Container behebenNachdem die COMPUTERWOCHE über eine Schwachstelle in iOS-Containernvon Airwatch und MobileIron berichtet hat, will Airwatch nun Gegenmaßnahmen trefen. MobileIron setzt auf einen zweifelhaten Workaround.Von Manfred Bremmer,RedakteurPeter Meuser, IT-Berater für mobile Infrastrukturen, wies auf Sicherheitslückenin iOS-Containern hin.Die COMPUTERWOCHE hate vor Kurzem berichtet (CW 4/2015, Seite 26),dass die iOS-Container von Airwatchund MobileIron ein potenzielles Datenleck aufweisen. Wie Enterprise Mobility Architect undCW-Autor Peter Meuser von iTlab Consultingim Praxistest mit iOS 8.1.2 feststellte, sind„AirWatch Secure Content Locker 2.3.4“ und„MobileIron Docs@Work 1.1.1.4“ nicht in derLage, einen externen Dokumententransferüber „Share“ und „Action Extension Apps“ zukontrollieren. Mit dem in iOS 8 eingeführtenFeature „App Extensions“ können Benutzersomit entgegen der administrativen VorgabeFirmendokumente aus einem vermeintlich geschlossenen Container-Verbund mit Apps wieEvernote, Transmit von Panic, OneNote vonMicrosot und Worklow von Deskconnect aufCloud-Dienste übertragen. Auch am PIM-Container Divide 2.1.4. für MobileIron AppConnectlässt sich diese Lücke beobachten.Bei Airwatch hat man sich nun intensiv mitdem Sachverhalt auseinandergesetzt. Mankomme zu dem Schluss, dass „es keine Möglichkeit gebe, das Teilen (von Daten) über speziische App Extensions zu kontrollieren“. AlsKonsequenz kündigte Airwatch an, die Funktion App Extensions im nächsten Release füralle Airwatch-Anwendungen zu deaktivieren.Anders die Reaktion beim Wetbewerber: „MobileIron legt Wert darauf zu betonen, dass sichdas EMM-System so konigurieren lässt, dassdas behauptete Datenleck nicht autrit“, sodie Auskunt des Herstellers auf Anfrage. DasUnternehmen empiehlt zur Behebung, Docs@Work als Managed App zu installieren und inden Einstellungen von iOS via „Managed Openin“ die Weitergabe von Inhalten aus verwalteten zu nicht verwalteten Apps zu verbieten.Der empfohlene Workaround lässt sich allerdings in ByoD-Szenarien nur schwer umsetzen. Kaum ein Anwender dürte bereit sein,sein privates iOS-Gerät plötzlich von der ITverwalten zu lassen. Zudem darf bezweifeltwerden, dass dies der angemessene Umgangmit einem gravierenden Sicherheitsproblemist. Was laut Meuser schwerwiegend hinzukommt: Wurden bereits vor der Koppelungmit dem Mobile-Device-Management-SystemAppConnect Apps installiert, kann MobileIrondies weder erkennen, noch greifen die MDMRestriktionen in iOS für Managed Apps. Zudem könnten Unmanaged Apps nicht via MDMgelöscht werden.Andere Container-Lösungen nicht betrofenAndere Anbieter haben gezeigt, wie man dasRisiko durch App Extensions entschärfenkann. Bei den Container-Lösungen von GoodTechnology (Good for Enterprise/Good Dynamics) und Blackberry (Secure Work Space foriOS unter BES12 auf Basis von OpenPeak Sector) hat Meuser diese Lücke nicht beobachtet.Aufgabe von Container-Lösungen ist es, auf einem möglicherweise ungemanagten Mobilgerät einen gesicherten und zentral durch dieFirmen-IT verwalteten Verbund von BusinessApps zu schafen, die untereinander Datenaustauschen können. Die Apps stammen dabeihäuig von unabhängigen Entwicklern, die ihreAnwendung über ein bereitgestelltes Enterprise-Sotware-Development-Kit in die Enterprise-Mobility-Management-Lösung integrierenund über den iTunes App Store bereitstellen.Weil die EMM-Anbieter möglichst viele Anwendungen für ihre Container-Lösung vorweisenwollen, scheint die Qualitätskontrolle manchmal unter den Tisch zu fallen.kFoto: Meuser8

zen. Kaum ein Anwender dürte bereit sein, sein privates iOS-Gerät plötzlich von der IT verwalten zu lassen. Zudem darf bezweifelt werden, dass dies der angemessene Umgang mit einem gravierenden Sicherheitsproblem ist. Was laut Meuser schwerwiegend hinzu-kommt: Wurden bereits vor der Koppelung mit dem Mobile-Device-Management-System