Jb Prozessanalytik 2016 - Gesellschaft Deutscher Chemiker

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Jahresbericht des Arbeitskreises Prozessanalytik 2016Mit Ende 2016 geht nicht nur ein ereignisreiches Jahr für die Prozessanalytik zu Ende, sondern auchdie Amtszeit des dritten Vorstandes des Arbeitskreises. In den vergangenen vier Jahren hat sich derArbeitskreis als Plattform für den Trialog zwischen Anwendern, Forschern und Geräteherstellern zumThema Prozessanalytik stetig weiterentwickelt und verzeichnet einen kontinuierlichen Zuwachs anMitgliedern, insbesondere aber auch an Teilnehmern bei den Fachveranstaltungen.Diese erfreuliche Entwicklung wäre ohne die tatkräftige und vor allem kompetente Unterstützungdurch die Mitglieder des erweiterten Vorstands kaum möglich gewesen. An dieser Stelle sei dahernochmal ein großer Dank an die Kolleginnen und Kollegen des erweiterten Vorstandes gerichtet, diesnatürlich verbunden mit der Hoffnung auf weitere Jahre fruchtbarer Zusammenarbeit im ArbeitskreisProzessanalytik. Aus der Vorstandsarbeit endgültig verabschieden werden sich zum Ende des JahresHerr Dr. habil. Wolf-Dieter Hergeth, Herr Prof. Dr. Rudolf Kessler und Herr Dr. Michael Kloska. Allendrei Kollegen gebührt ein aufrichtiger und inniger Dank für ihr besonderes Engagement, das denArbeitskreis seit seinem Bestehen sehr maßgeblich geprägt hat.Elfte Sitzung des erweiterten Vorstands des Arbeitskreises Prozessanalytik am 20. Oktober 2016 in Gerlingen zuGast bei Endress Hauser Conducta (Bild: E H)

Mit Beschluss durch die letzte Mitgliederversammlung wird der neue Vorstand ab 2017 um einviertes ordentliches Mitglied erweitert, das insbesondere die Interessen der Jung-Prozessanalytikervertreten wird. Gerade im Bereich des akademischen Nachwuchses verzeichnet der Arbeitskreis eineanhaltend zunehmende Resonanz, die durch diesen gezielten Ausbau der Mitgliedervertretung nochweiter gefördert werden soll.Im Jahr 2016 wurde ein Mitgliederzuwachs von 25 Mitgliedern verzeichnet – darunter 13Jungmitglieder. Von Jahresbeginn an kletterte die Mitgliederzahl von 314 (62) auf 339 (75) zumNovember 2016. Knapp ein Viertel der Mitglieder gehören mittlerweile zur Gruppe der Studierendenoder Auszubildenden (Angaben in Klammern).10. Interdisziplinäres Doktorandenseminar 28. Februar–01. März 2016 in BerlinDas 10. Interdisziplinäre Doktorandenseminar und damit das erste Jubiläumsseminar startete nachdem großen Erfolg im letzten Jahr erneut mit einem Design-Thinking-Workshop zum Thema„Sensorik und Analytik für zu Hause“. Das Thema der Sensorik für zu Hause ist zurzeit von besondersgroßem Interesse. Nach Impulsvorträgen von Dr. Tobias Merz (Lonza AG, Visp/CH) und Dr. WinfredKuipers (Krohne Messtechnik GmbH, Duisburg), sowie von Dr. Michael Maiwald (BAM, Berlin) mitdem Thema: "Miniaturisierung von Sensorik und Analytik“ ging es unter der Moderation von HerrnMerz sofort an die mehrstufige Konzeptgestaltung der drei Schwerpunktthemen: „Home Assist“,„Wearables“ und „Mobility“.Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 10. Interdisziplinären Doktorandenseminars 2016 in Berlin mit denPrototypen des Design-Thinking-Workshops „Sensorik und Analytik für zu Hause“ (Bild: Maiwald)Die Fachvorträge zeichneten sich durch ihre Vielfalt an Themen und Anwendungsmöglichkeiten aus.Für alle Themen zeichnet sich gleichermaßen der Trend ab, dass neben dem Erzeugen analytischeroder sensorischer Daten auch ein intelligentes Datenmanagement gefordert ist, um dieInformationen zu Entscheidungsdaten zu verarbeiten und entsprechend zu präsentieren.Auch die Poster zeigten eine große Vielfalt an Forschungsbereichen. Von der Charakterisierung undIdentifizierung von Pollen mit Hilfe von SERS, MALDI-TOF-MS und neuronalen Netzen, überBioprozessüberwachung/-Regelung von CHO-Zellkultivierungen, bis hin zur Prozesskontrolle an hochtrüben Polymerdispersionen mit PDW-Spektroskopie, war alles vertreten.Der Abschlussvortrag des Doktorandenseminars wurde von Dr. Roland Hass (Universität Potsdamund PDW Analytics GmbH, Potsdam) mit dem Titel „Vom PAT Doktoranden zum Geschäftsführer –Eine „Patt“-Situation“ gehalten. Dabei wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gezeigt, was beieiner Firmengründung zu beachten ist und welche ungeahnten Probleme auftreten können.

Analytica Conference München – Sessions „Optimal Experimental Design“ und „SpectroscopicTechniques for Bioprocess Monitoring”Zur im Mai 2016 stattfindenden Analytica Conference in München organisierte Prof. Dr. BerndHitzmann (Universität Hohenheim) vom AK Prozessanalytik gleich zwei gut besuchte Sessions. DieVersuchsplanung hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen, obgleich die erstenArbeiten hierzu schon vor fast hundert Jahren von Herr Ronald Fisher durchgeführt wurden. ImUnterschied zu einer Versuchsplanung, die ohne Vorwissen über den betrachteten Prozessauskommen muss, wird bei der optimalen Versuchsplanung Vorwissen in Form einesmathematischen Modells vorausgesetzt. In diesen Fällen können gezielt Versuchspläne berechnetwerden, die mit geringsten Aufwand zu einem Höchstmaß an Information über den Prozess führen.In der Session „Optimal experimental design“ wurde an unterschiedlichen Beispielen die Vorteiledieser Versuchsplanung aufgezeigt. Spektroskopischen Verfahren zur Überwachung vonbiotechnischen Prozessen zeichnen sich dadurch aus, dass sie berührungslos und ohne Reaktandeneingesetzt werden können und dass das Analyseergebnis nahezu ohne Zeitverzögerung zurVerfügung steht. Zumeist ist man auf chemometrische Auswerteverfahren wie dieHauptkomponentenanalyse angewiesen. Die Beiträge einer weiteren Session „SpectroscopicTechniques for Bioprocess Monitoring” umfassten sie die Herausforderungen, Einschränkungen unddas Potential spektroskopischer Verfahren.12. Kolloquium Prozessanalytik in Berlin zum Themenschwerpunkt: „Prozessanalytik in derPharma- und Lebensmitteltechnologie“Das 12. Kolloquium würdigte mit dem diesjährigen Schwerpunkt auf der Pharma- und Lebensmitteltechnologie zwei technisch-wissenschaftliche Bereiche, die sich zum einen die Aufgabe gestellthaben, für jeden und jede Krankheit etwas parat zu haben, und zum anderen daran arbeiten, nichtnur den Hunger zu bekämpfen, sondern täglich auch eine unermessliche Auswahl an Lebensmittelnfür eine ausgewogene Ernährung zur Verfügung zu stellen.Etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur Prozessanalytik-Fachtagung, die in diesemJahr bei der Bayer Pharma AG in Berlin zu Gast war. Zum zweiten Mal wurde dem Kolloquium eineOpening Session mit Einführungsvorträgen zum Themenschwerpunkt am Vortrag vorangestellt, dievon über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurde. Das Programm wurde durch 16Aussteller und fast 30 Posterbeiträge abgerundet.In beiden Arbeitsgebieten bestehen nach wie vor große Herausforderungen. Phamaka etwa stehenbei weitem nicht überall auf der Welt in gleichmäßiger Qualität und bezahlbar zur Verfügung. Auchdie noch immer schnell wachsende Bevölkerung sowie der fortschreitende Klimawandel stellen dieLebensmittel-produzierende Industrie sowie die Erzeuger vor die immer größer werdende Aufgabe,nachhaltigere und insbesondere ergiebigere Verfahren zu entwickeln und umzusetzen. DieProzessanalytik kann und wird an diesen Stellen ihren Beitrag leisten.Die Anforderungen an die Prozessanalytik für die Pharma- und Lebensmittelproduktion weisen vieleParallelen auf. So sind beide Bereiche heutzutage regulatorischen Anforderungen unterworfen, dieauf der Basis einer risikobasierten Vorgehensweise beruhen, womit Entwicklungs-, Herstellungs- undQualitätssicherungsprozesse sowohl für die Produzenten als auch für die überwachenden Behördendeutlich verbessert und beschleunigt worden sind. Diese erfreuliche Entwicklung hat ihr Ende abernoch lange nicht gefunden und die die Verfahren befinden sich noch immer in einem starkenWandel. Dennoch haben sie bereits jetzt dazu beigetragen, dass zum Beispiel vieleProduktionsmaschinen und Teilanlagen ihre Prozessanalytik bereits an Bord haben, wie etwa derMähdrescher mit eingebauter Online-Spektroskopie und GPS-Kartierung für das Precision Farmingoder die Gefriertrocknungsanlage mit 100-%-Trocknungskontrolle am vereinzelten Produkt.

Auf dem Kolloquium wurden die wichtigsten Herausforderungen zu den Themen technologie- undverbrauchergetriebenen Herstellungsverfahren, von Phenotyping und Digital Farming über rote undgrüne Biotechnologie bis hin zur Laborautomation unter Einsatz der Hochdurchsatz-Experimentationaufgegriffen. Die in der Pharma- und Lebensmittelherstellung gesteckten Ziele sind hoch undentsprechend groß sind die zu erwartenden Vorteile: Im sogenannten Real Time Release wird dieQualität des finalen (Zwischen-)Produktes ausschließlich aus In-Prozess-Kontrollen oder Prozessdatenabgeleitet. Für jede produzierte Charge lässt sich die Konformität zu akzeptiertenQualitätsmerkmalen aufzeigen und diese damit ohne weitere Endkontrolle freigeben. Derkonsequente Einsatz von Real Time Release ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für diekontinuierliche Produktion (Continuous Manufacturing), die die Pharmazeutische Industrie einesTages adaptieren wird. Im historischen Rückblick haben sich fast ausnahmslos alle Zweige derProduktion in der Prozessindustrie mehr und mehr hin zu einer kontinuierlichen Produktiongewandelt. Man kann davon ausgehen, dass die Qualitätssicherungskosten bei konsequenterImplementierung von PAT von derzeit ca. 30 % in zukünftig einen kleinen einstelligen Prozentbereichder COGS gesenkt werden können. Gleichzeitig führt der Erkenntnisgewinn zur Verbesserung derProdukte selbst sowie ihrer Herstellungsprozesse. Die Qualität wird sozusagen intrinsisch eingebaut.So kann die Sicherheit für den Verbraucher sogar noch gesteigert werden und der Kostenanstieg imGesundheitssystem wird deutlich gedämpft.Prozessanalytik-Award 2016 des AK ProzessanalytikDer Prozessanalytik-Award 2016 des AK Prozessanalytik konnte im Rahmen des 12. KolloquiumsProzessanalytik 28.-30.11.2016 in Berlin dieses Jahr zum achten Mal verliehen werden. Der Preis wirdfür die besten Qualifizierungsarbeiten auf dem Gebiet der Prozessanalytik im zurückliegenden Jahrvergeben. Aus den Bewerbungen hat ein Preis-Komitee des Vorstands des Arbeitskreises diePreisträgerinnen ausgewählt. Der Preis besteht jeweils aus einer Urkunde, einem Preisgeld in Höhevon 1.000 und einer zweijährigen kostenfreien Mitgliedschaft in der GDCh oder DECHEMA.

Übergabee des Prozessaanalytik-Awarrds 2016 an H errn Marco WunschWdurch Michael Maiwwald (Foto: MatthiasMLindner, BBerlin)Wunsch, BASFF SE für seinee Masterarb eit: ,,UntersuchungDer Preiss wurde verliehen an Herrn Marco Wder Eignung des Verffahrens Multtiplexing GC für prozessaanalytische Messungen".M. Seine MasteerarbeitHerr Wunschh an der Hocchschule Mannnheim an.fertigte Hng GC für proozessanalytissche Messunngen.In seinerr Arbeit unteersuchte Herr Wunsch diee MultiplexinDabei wurde eine Annalysenmethhode mit demm Verfahren der Hadamaard-Transformmations-basierten(entwwickelt. Damit gelang derr quantitativee Nachweis vonvMultipleex-Gaschromatographie (mpGC)Benzol, TToluol, Ethylbenzol und dend 3 Struktuurisomeren des Xylols (BBTEX) im Messsbereich von 1–10ppb in einem CO2 Sttrom. Die Proobe wird mitt Hilfe eines Multiplex-InjMjektors bis zuu 512 Mal naach einerpseudozzufälligen Seqquenz in eineen Gaschrommatographenn injiziert. Deer Testchrommatograph lieeferte diegesamtee Zeit zuverläässig Messweerte. Damit kkonnte die Robustheit unnd Zuverlässiigkeit derMessmeethode mpGCC als prozesssanalytische Messung in einer chemisschen Produ ktionsanlagee gezeigtwerden.Ad-Hoc AArbeitskreiseDie Miniiaturisierungg von optischhen Spektros kopie-Systemmen (MOSS) ist ein permmanentfortschreeitender Proozess. In kurzer Folge werrden immer kleinere Module und inttelligente Clooudbasierte Systeme anggekündigt. DieserDTrendbeeinflusst zunehmeend die Prozeessanalytik, ddiesließ sich durch die MitgliederMderr Arbeitsgrupppeklar heraausarbeiten. Auch in Zusammenhangg mitder Digittalisierung und Vernetzung von Prozeessenim Zuge von Industriie 4.0. wird diesedEntwickklungweiter an Fahrt gewiinnen. Von 20142bis 20166beschäfttigte sich dahher die Ad-Hoc-Arbeitsgrruppe„Miniatuurisierung voon Messsysteemen – eine Chancefür die PProzessanalyttik“ mit dieseem Thema.Der Ad-HHoc Arbeitskkreis „Spannuungsfeld zwisschendaten- uund modellbaasierter Prozzessführung““ warDisskussionsrundde des Ad-Hokk-Arbeitskreisees2016 sehhr aktiv und hat sein Thema in mehreeren„Prrozessführungg“ auf der ACHHEMA in FrankfurtTreffen sstark vorangebracht. Anffang 2017 weerdendie erstee wissenschaaftliche Publikation des AArbeitskreises sowie ein WhitepaperWeerscheinen.Berlin, 18. Novemmber 2016, geezeichnetElke Hillscher, Dr. MMichael Maiwwald, Dr. Jenss Nolte, Dr. TThomas SteckenreiterVorstand dees AK Prozesssanalytikmit DankDan Proff. Dr. Bernd HitzmannH

Analytica Conference München – Sessions „Optimal Experimental Design“ und „Spectroscopic Techniques for Bioprocess Monitoring” Zur im Mai 2016 stattfindenden Analytica Conference in München organisierte Prof. Dr. Bernd Hitzmann (Universität Hohenheim) vom AK Prozessanalytik gleich zwei gut besuchte Sessions. Die Versuchsplanung hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung .