9. Studentenwerke.de Jahrgang Heft 1 März 2014 .

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9. Jahrgang Heft 1 März 2014www.studentenwerke.dedswjournalDas Magazin des Deutschen StudentenwerksDer QuerDe n k erWie der ArbeitgeberLobbyist Peter CleverBewegung ins Bildungssystem bringen will Seite 28erhaJ70 adeeMa xlgKhichtsge sce ine Er fot e 22 SeinrW-KonFliKtAlle Macht dem Ministerium? 10intErnationaliSiErungWas ausländische Studierende brauchen 14FH-ProMotionEnEin Segen für Deutschland 32

EDITORIALAlle Vögel sind schon da.L’art pour l’art?Millionen Singvögel verenden jedes Jahr in Fangnetzen.Helfen Sie jetzt unter www.NABU.de/singvoegelFotos: Kay Herschelmann (Titel und Editorial); Titelgestaltung: Dominik HerrmannDas Bessere ist bekanntlich derFeind des Guten und daher zuRecht Herausforderung, sicheinem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu stellen – sei es in der Wirtschaft, der öffentlichen Verwaltung oderim Hochschul- und Wissenschaftsbereich. Allerdings sollte der gewünschtenVeränderung eine grundlegende, fundierte Analyse voranstehen, die Stärken, Schwächen, Entwicklungspotenziale und Veränderungsbedarfe des bishergeltenden Systems identifiziert. Und essollte eben nicht die Veränderung umder Veränderung willen betrieben werden. Das ist dann nichts anderes als l’artpour l’art. Ein früherer Kollege von mirhat es einmal so ausgedrückt: Circa allezehn Jahre vollzieht sich in der Politikund der öffentlichen Verwaltung ein Paradigmenwechsel. Dieser steht in einigen Bundesländern zurzeit wieder aufder Tagesordnung. Galt bislang als Zielöffentlichen Handelns, die Autonomievon Bildungsinstitutionen, Hochschulen und Studentenwerken zu stärken, soerleben wir derzeit wieder ein Rollbackzu stärkerer staatlicher Aufsicht, Kontrolle und Regulierung. Alles unter demPrimat, sie »zukunftsfähig« zu machen!Dabei haben sich die Grenzen umfassender staatlicher (Fehl-)Steuerung zu oftgezeigt, während Delegation und Förderung von eigenverantwortlicher Kompetenzwahrnehmung die Institutionen zuDSWJOURNAL 01/2014nachhaltigem Erfolg geführt hat. Zu dieser Erkenntnis gelangtauch der Gesetzgeber in Nordrhein-Westfalen, betont die Landesregierung doch selbst in ihrer Begründung zu ihrem »Hochschulzukunftsgesetz« zum einen zu den Hochschulen:»Die nordrhein-westfälischen Hochschulen haben »Die Förderung vonihre Autonomie und die beachtlichen Ressourcen- eigenverantwortlicherzuwächse des letzten Jahrzehnts – Exzellenzinitiative, Hochschulpakt, Qualitätsmittel – durchaus Kompetenzwahrnehmungerfolgreich genutzt und ihre Leistungen in Forder Institutionen führt zuschung und Lehre erheblich gesteigert.«Zum anderen im Hinblick auf die Studenten- nachhaltigem Erfolg«werke: »Die vor 20 Jahren mit der Gesetzesnovelleeingeleitete Umwandlung der Studentenwerke von ›Behörden‹zu ›Dienstleistungszentren‹ ist inzwischenvollzogen und hat sich grundsätzlich bewährt.«Liest man dieses, so gibt es nur einenSchluss: Zuweilen liegt das Bessere in derKontinuität. Die angesichts der chronischen Unterf inanzierung notwendigenEffizienz- und Effektivitätssteigerungenwerden sich nicht »par ordre du mufti« verordnen lassen. Besser ist: laissez-les faireeux-mêmes – lasst sie machen!Lesen Sie selbst, ab Seite 10IhrAchim Meyer auf der HeydeGeneralsekretär des Deutschen e.de3

INHALT106 Kurznachrichtenschnell, knapp & informativ9 Eine Fragean die bildungspolitischen Expertenaus den Bundestagsfraktionen.»Freundschaft säen, woFeindschaft entstanden war«Max Kade Seite 22143428n politikn praxisn perspektive10 Zentralismus statt FreiheitDie Hochschulen und Studentenwerkein NRW haben sich ihre Autonomieüber Jahre mühsam erarbeitet –und Beachtliches geleistet. Nunwill die nordrhein-westfälischeWissenschaftsministerin Svenja Schulzediese Autonomie beschneiden.Von Armin Himmelrath20 TeamworkKultur.Internationales.Soziales (KIS)im Studentenwerk Karlsruhe32 Dr. FH – Uni, ganz einfachIm Hochschulsystem muss dieQualität gesichert werden –unabhängig von guten Beziehungen.Von Wolf Wagner!14 Welcome – Bienvenue –Die Internationalisierung der Hochschulenist in vollem Gange. Die Studentenwerkeschaffen mit einem umfangreichenService die Willkommenskultur fürausländische Studierende.Von Jeannette Goddar18 Erfolgreiche IntegrationWie die Studiensituationausländischer Studierender inDeutschland verbessert werden muss.Von Ulrich Heublein4Porträt Peter Clever22DSWJOURNAL 01/2014Fotos: Akademisches Förderungswerk/Peter van Dyk, Kay Herschelmannn campusPraxis Räume für Begegnungen22 Räume für BegegnungenSeit 70 Jahren fördert dieamerikanische Max Kade Foundationden Bau von Wohnheimen undBegegnungszentren in Deutschland.Von Marie-Charlotte Maas27 Begegnung – Toleranz – Miteinander»Wir leben die Ziele von Max Kade«Von Lya Friedrich Pfeifern profile28 Der QuerdenkerPeter Clever vertritt die Arbeitgeberund bezieht klar Position. Das Porträt.Von Amory BurchardDSWJOURNAL 01/2014n community36 Aus den Studentenwerkenn standards3 Editorial4 Inhalt8 Auf ein Wort von Marijke Lass34 13 Fragen an Jan Cloppenburg37 Impressum38 Dieter Timmermann:Ein Gedanke nochHeft 1März 2014INHALTStudierende InternationalisierungFoto: Lars Nickel; Illustration: Dominik HerrmannHochschulen Autonomie5

campus schnell, knapp & informativDiskriminierungsfreie HochschuleStudierendenrekrutierungLeitfaden Bereits 2012 beendete die Antidiskriminierungsstelle des Bundes das Modellprojekt »DiskriminierungsfreieHochschule. Mit Vielfalt Wissen schaffen«. Das Projekt untersuchte, wie Studium, Forschungund Lehre, aber auch der nichtwissenschaftliche Bereich diskriminierungsfrei gestaltet werdenkann. Jetzt wurde der »Leitfaden: Diskriminierungsschutzan Hochschulen« veröffentlicht.Er beschreibt, was Hochschulenkonkret zum Abbau von Diskriminierungsrisiken tun können –mit einführenden Informationen, Checklisten und Tipps für Verantwortliche und Mitarbeitende im Hochschulbereich. csTalentscout Suat Yilmaz ist immer auf der SucheInklusive HochschuleBEHINDERTENBEAUF TR AGTE Die Informations- und Be- www.talentmetropoleruhr.deratungsstelle Studium und Behinderung (IBS) des DeutschenStudentenwerks hat erstmals die Beauftragten für die Studierenden mit Behinderung bundesweit zu ihrer Arbeit befragt.161 Beauftragte haben sich an der Umfrage beteiligt. Ergebnis: Die Aufgaben werden vielfältiger, die zeitliche Belastungnimmt zu. Die Behindertenbeauftragten beraten Studierendeund Lehrende, und sie sind gefragt, wenn es um baulicheBarrierefreiheit oder die Akkreditierung von Studiengängengeht. Derzeit gibt es sieben Prozent Studierende mit Behinderung oder chronischer Krankheit. Bisher sind die Hochschulen in zehn Bundesländern gesetzlich verpflichtet, solcheBeauftragte zu berufen. csFrüher – HeuteMensa im GartenErlanger Studentenhaus Von außen sieht man es ihm nicht an, aber das Er-langer Studentenhaus ist inzwischen stark in die Jahre gekommen. Erbaut wurde dasHaus am Langemarckplatz 1929/30 von Carl Sattler. Über mehrere Jahrzehnte beherbergte es eine Mensa, eine Cafeteria, einen Festsaal für Veranstaltungen und dieHauptverwaltung des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg. Seine letzte größere Renovierung erlebte es 1984/85 – jetzt wird das Gebäude zwei Jahre lang umfangreichgeneralsaniert. Wegen der Baumaßnahmen wurde es zwar komplett geräumt, trotzdem müssen die Studierenden nicht auf ihr Mittagessen verzichten: Für die Dauer derSanierung hat das Studentenwerk in einem Container im Garten eine provisorischeEssensausgabe eingerichtet – das »WERKsGärtla«. Hier können alle die Fortschritteverfolgen und sich auf die neue, größere Mensa mit einem deutlich erweiterten Angebot freuen. jaw www.studentenwerke.de/pdf/IBS Umfrage Beauftragte 2013.pdf www.werkswelt.deeinen neuen Internetauftritt. Nicht nur das Layout ist aufgefrischt: Dieneue Website wird stärker als bisher rasch und komprimiert über aktuelle Geschehnisse im Verband, die sozialpolitischen Aspekte des Studiums und über die Leistungen der Studentenwerke für Studierende informieren. Übrigens: Seit Kurzem gibt es das DSW auch bei Twitter. bk www.werksgärtla.dein den 1950er Jahren(links) und 2014, kurz www.studentenwerke.de twitter.com/DSW Tweet www.sozialerhebung.de6 Zutrittslösungen für Außentüren,Bürotüren, Wohnheimtüren, Aufzüge,Schränke u. v. m. dauerhafte oder zeitlich und örtlichbegrenzte Vergabe von Zutrittsrechten einfach und komfortabel in Verwaltungund Benutzung kabellose Installation in Universitäten und Studentenwohnheimen weltweit zuverlässig imEinsatz, in Deutschland u. a. in denUniversitäten Würzburg und Düsseldorfsowie in den StudentenwerkenChemnitz-Zwickau und DortmundDas Studentenhaus:DSWJOURNAL 01/2014vor der SanierungFotos: talentmetropoleruhr.de, Studentenwerk Erlangen-Nürnberg 20 % der Studentinnen bei ihrenEltern wohnen? Deutlich mehr sind es beiden männlichen Kommilitonen, nämlich26 %. Dafür wohnen 23 %der Studentinnen mit einem Partnerbeziehungsweise einer Partnerin zusammenund nur 17 % der Studenten.Internet Das Deutsche Studentenwerk bekommt am 1. April 2014Illustration: Dominik HerrmannWussten Sieschon, dass Neue DSW-WebsiteElektronischeZutrittskontrolleBesuchen Sie unsauf der Wohnheimtagungam 14. und 15. Mai 2014in Potsdam.DSWJOURNAL 01/2014Anzeige www.antidiskriminierungsstelle.de Publikationennach Schülern, die das Zeug zum Studieren haben. Alserster Talentförderer der Westfälischen Hochschule arbeitet er eng mit Schulen, Unternehmen und anderenKooperationspartnern in der Ruhr-Region zusammen.Er informiert, berät und vermittelt. dswSALTO SYSTEMS GmbHinfo.de@saltosystems.comwww.saltosystems.de

Der SchweinehundMan nennt es Aufschieberitis,Erledigungsblockade oder – um es imFachjargon auszudrücken – Prokrastination.Ein Zungenbrecher. Ich nenne es ganzeinfach meinen kleinen inneren Schweinehund.Denn er begleitet mich täglich, vonmorgens bis abends, selbst im Büro sitzter mir im Nacken. Mein Arbeitsmottolautet: das Unangenehme zuerst. DasSchöne an diesem Motto ist, dass danndie interessanteren Arbeiten noch vormir liegen und ich mich auf einenspannenden Arbeitstag freuen kann. Sodie Theorie. In der Praxis sieht es dannplötzlich ganz anders aus. Das Telefonklingelt, ein Besucher steht im Zimmer,ein Autor meldet sich einmal eben füreinen längst eingeplanten Beitrag ab – insolchen Augenblicken habe ich meinkleines Haustier vergessen. Aber sobaldkurz Ruhe einkehrt, schaut es mir wiederüber die Schulter, denn jetzt könnte ichmich eigentlich ganz der geplanten Arbeitwidmen. Die Idee einer Tagesplanung istaber zwischenzeitlich ad absurdum geführt.Eigentlich sollte ich es besser wissen: Alleinschon das Vorhaben, eine Tagesplanungin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeitoder Magazinredaktion machen zuwollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.Das Unangenehme, die wenigerinteressante, wenn auch nicht wenigerwichtige Arbeit, muss bis morgen warten.Und bis dahin begleitet mich meinkleiner Schweinehund nach Hause.Marijke Lass, Chefredakteurin andem Der Hildegardis-Verein e. V., einer der ältesten Vereine zur Förderung von Frauenstudienin Deutschland, startet Anfang 2014ein neues Projekt: »KompetenzTandems: Lebensweg inklusive«. Es richtet sich an Studentinnen mit und ohneBehinderung. Ziel ist es, jeweils eineStudentin mit und eine ohne Behinderung zusammenzuführen. Ein Jahrlang sollen sie sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre eigenen Stärken zuerkennen und umfassend zu nutzen. ml entierung Es gibt mehr als9500 grundständige Studiengängean deutschen Hochschulen. Welcher Studiengang ist der richtigefür mich, welche Hochschulformist für mich geeignet, und welcheHochschule passt zu mir? DieseFragen soll der Studium-Interessentest (SIT) von ZEIT Onlineund Hochschulrektorenkonferenzbeantworten helfen. PotenzielleStudierende können sich in 15 Minuten durch 72 Fragen klicken underhalten danach ein individuellesInteressenprofil. Mit der Möglichkeit, weitere Filtereinstellungen inder Suchmaske einzugeben, werden diejenigen Studiengänge ermittelt, die allen angegebenen Kriterien entsprechen. Damit ist dieEntscheidung zwar noch nicht getroffen, aber die Anzahl an Studienmöglichkeiten eingegrenzt. ml www.studium-interessentest.dePlakatwettbewerb Ein wichtiger Termin für alle, die Hochschulpolitik einmal visuell erleben möchten:Am 30. Juni 2014 heißt es »Diversity? Jabitte!« im Museum für KommunikationBerlin. Die besten Plakate aus unserem28. Plakatwettbewerb können Sie dannzum ersten Mal sehen – und die DesignStudierenden kennenlernen, die sie entworfen haben. »Diversity« einmal anders,Diversity in Bildern. Plakativ, studentisch, preisgekrönt. Seien Sie dabei! sg www.studentenwerke.de www.mfk-berlin.deDSWJOURNAL 01/2014Kai Gehring MdB,Bündnis 90/Die GrünenAlbert Rupprecht MdB,CDU/CSUNicole Gohlke MdB,DIE LINKEErnst Dieter RossmannMdB, SPDDANETexte:lbert Rupprecht istseit 2009 bildungsund forschungspolitischerSprecher der CDU/CSUFraktion. 2002 zog derheute 45-Jährige als direktgewählter CSU-Abgeordneter aus Weiden in derOberpfalz in den Bundestag ein. Sein Weg in diePolitik führte über diekatholische Landjugend.»Ich bin mit sechs Geschwistern aufgewachsen.Da habe ich zwangsläufigEinblicke in die verschiedenen Bildungsbereichegewonnen.«Rupprecht hat Volkswirtschaft sowie Soziologie in Regensburg studiertund war als Unternehmensberater und -gründer unterwegs. »Insofernist mir das Gelingen vonUnternehmensgründungen aus der Wissenschaftein besonderes Anliegen.«Sein wichtigstes Ziel fürdie kommenden Monate:»Besonders in den Ingenieurfächern bleiben nochzu viele Studierende aufder Strecke. In der nächsten Phase des Hochschulpakts (ab 2016) wollenwir deshalb dafür sorgen,dass die Zahlungen an dieHochschulen an die Zahlder Absolventen geknüpftwerden, statt an die Zahlder Studienanfänger.«Karl-Heinz Heinemann www.albert-rupprecht.deGanz schön diversFotos: Stefan Kaminski, Nina Altmann, DIG Trialon, SPDAuf ein WortHeft fürHeft stellenwir denBildungs experten imBundestageine Frage.Dies sind diebildun

Kultur.Internationales.Soziales (KIS) im Studentenwerk Karlsruhe 22 Räume für Begegnungen Seit 70 Jahren fördert die amerikanische Max Kade Foundation den Bau von Wohnheimen und Begegnungszentren in Deutschland. Von Marie-Charlotte Maas 27 Begegnung – Toleranz – Miteinander »Wir leben die Ziele von Max Kade« Von Lya Friedrich Pfeifer n profile 28 Der Querdenker Peter