KOSTENLOS - AWO Journal

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Das Magazin für mehr Lebensfreude im AlterNo. 35ausgabe02 2018KOSTENLOSWunderorgan DarmMit Ernährung und Haltung zurDarmgesundheit beitragenWas soll der Müll?Ein Leben ohne Plastik ist möglichDEMENZWas sie mit der Liebe macht

No. 35INHALT02 2018IN DIESER AUSGABENo. 35 02-2018DOSSIERGESUND UND FIT05 Wir versinken im Müll23 Faszination Darm06 Was soll der Müll?Ein Leben ohne Plastik ist möglich11 10 Tipps für einen Alltagmit weniger PlastikMüll vermeiden bei Körperpflege,Wohnungsputz und EinkaufAWO MITTENDRIN13 Was bleibt, ist das »Leibgedächtnis«24 Eine lange GeschichteWunderorgan Darm: Wie Ernährung undHaltung zur Darmgesundheit beitragen27 »Frühjahrsputz« für Körper und SeeleHandgefertigte, natürliche Detox-ProdukteUNTERHALTUNG28 Ein Tag im Alter14 Verliebt, verlobt – vergessenDemenz: Was sie mit der Liebe macht29 Buch- und FilmtippsDiesmal: tragisch, tröstlich, traumhaft30 Was heißt hier eigentlich Alter?Nachgefragt bei Rüdiger Nehberg20 »Demenz hat ein unglaublichpositives Potenzial«Interview mit Demenz-FotografMichael HagedornIN JEDER AUSGABE22 Was ist »Kultursensible Pflege«?AWO Pflegeexpert*innen bringen Lichtins Altenpflegelatein04 Pinnwand31 Impressum32 Schwedenrätsel03

04PINNWANDNo. 35No. 3502 201802 2018»Susie’s Senior Dogs«05WIR VERSINKEN IM MÜLLMit seinem Projekt »7 Days of Garbage«zeigt der kalifornische Fotograf Gregg Segaleindrucksvoll, wie viel Müll ganz normaleMenschen – darunter Familie und Nachbarn –innerhalb einer Woche produzieren: immerzu viel. Weitere Müll-Fotos und Projekteuntergreggsegal.comFoto: marion-michele unsplash.comGroße Kulleraugen, kurze Beinchen und eine süße Stupsnase:Dem Charme von Hundewelpen kann sich kaum jemand entziehen. Wenn sie dem Kindchenschema entwachsen sind, kommtes auf etwas anderes, viel wichtigeres an: Charakter! Davonhaben »Susie’s Senior Dogs« reichlich zu bieten. Die Internetplattform eines tierlieben US-amerikanischen Paars zeigt siealle, mit dem Ziel, dass auch ältere Hunde in ein dauerhaftes Zuhause vermittelt werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche zauberhafte Erfolgsgeschichten bei Facebook, Instagram und auchals Buch. susiesseniordogs.comPINNWANDSmartphones, Online-Bestellungen oder technischeAssistenzsysteme können den Alltag enorm erleichtern. Mit rasanter Geschwindigkeit ist heute schonvieles möglich, das vor ein paar Jahren noch wieZukunftsmusik klang. Damit auch diejenigen, diesich sicher nicht als »Digital Natives« bezeichnenwürden, Lust auf digitale Errungenschaften habenund eventuelle Berührungsängste abbauen, gibtes »Silver Tipps – sicher online!«. Das Projekt derInitiative Medienintelligenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) verrät auf seinerübersichtlichen, werbefreien Internetseite zum Beispiel, wie ein sicheres Passwort aussehen muss,wie W-LAN unterwegs genutzt werden kann undwelche Gesundheits-App empfehlenswert ist.silver-tipps.deBlätter stattLederIm thailändischen Chiang Mai wachsen riesigeTeakbäume. Um den idealen Lederersatz zu gewinnen, muss man ihnen kein Haar krümmen!Die deutsche Innendesignerin Nina Rösslerund ihr internationales Team sammeln einfachdie heruntergefallenen Blätter vom Boden undverarbeiten sie mithilfe alter Handwerkskunstso weiter, dass sie mit Leder locker mithaltenkönnen. Die fertigen Taschen, Gürtel und Portemonnaies von Rösslers neu gegründeter FirmaNUVI NOMAD sind sogar besonders leicht undstabil, schmutz- und wasserabweisend. Diefeinen Adern der Blätter machen jedes Accessoire zum Einzelstück. nuvi-nomad.comDossierFoto: Gregg SegalSicherheit für »Silver Surfer«

DOSSIERNo. 35No. 3502 201802 2018KGVerpackungsmüll pro Jahrverursacht jeder Deutsche.Quelle: Bundesministerium fürUmwelt, Naturschutz, Bau undReaktorsicherheitLeitungswasseraus dem Hahn ist100x GÜNSTIGERals Mineralwasser ausder fee-to-go-Becherverbrauchen dieDeutschen pro Stunde.Quelle:Deutsche Umwelthilfe e.V.Nach etwa15MINUTENlandet der Coffee-to-goBecher im Müll.Quelle:Deutsche Umwelthilfe e.V.07WAS SOLLDER MÜLL?213320.000WAS SOLL DER MÜLL?450JAHREdauert es, bis einePET-Flasche vollständigzersetzt ist.Quelle: UmweltbundesamtMehr als 200 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht jeder von uns proJahr. Und der wird zu einem immer größeren Problem. China hat den Importvon Altplastik gestoppt und unser eigenes Recyclingsystem stößt an seineGrenzen. Doch ein Alltag mit weniger Müll ist möglich. Dabei helfen auchneue Läden, die jetzt deutschlandweit aus dem Boden sprießen undProdukte unverpackt anbieten.Weniger als50 %des Plastikmüllswird in Deutschlandrecycelt.Quelle: Greenpeace25MINUTENist eine Plastiktüte imDurchschnitt in Gebrauch.Quelle:Deutsche Umwelthilfe e.V.Text: Alina Halbe06

08DOSSIERGrüne Tonne, schwarze Tonne, braune Tonne,gelber Sack, Container für weißes, grünesund braunes Glas, kleine Pappkartons für die Batterien: Wir Deutschen trennen unseren Müll akribisch. Und sind stolz darauf. Wir sind sogar Europameister im Recycling. Etwa 60 Prozent des Müllswird wiederverwertet. Was mit dem Rest passiert,scheint dann nicht mehr so wichtig zu sein. Odermachen Sie sich große Gedanken darum, was mitall den Bechern, Dosen, Tüten und Folien geschieht,die Sie artig in die verschiedenfarbigen Tonnen undContainer werfen? Aus den Augen, aus dem Sinn.Dabei verhilft uns das, was da in unseren Mülleimern landet, gleich zum nächsten Titel, diesmalleider im Negativen: Mit 37 Kilogramm Plastikmüllpro Einwohner*in lagen wir im Jahr 2015 deutlichüber dem europäischen Durchschnitt und schaffenes noch so eben aufs Siegertreppchen, nur Irlandund Estland verursachen noch mehr.Nur etwa 60 %unseres Mülls wirdwiederverwertet.Laut Bundesministerium für Umwelt verursachendie Deutschen jährlich insgesamt 213 KilogrammVerpackungsmüll pro Person. Die Gründe dafür sindvielfältig: Vor allem in Großstädten gibt es immermehr Ein- oder Zweipersonenhaushalte, die kleinereBesser leben ohne PlastikDie Designerin Anneliese Bunk und die JournalistinNadine Schubert zeigen in ihrem gemeinsamen Buch,dass ein plastikfreies Leben gesünder, günstiger undzeitsparender ist. Man findet jede Menge alltagserprobte Rezepte vom Müsli bis zur Fliegenfalle. DerServiceteil liefert zudem Kauftipps für die wichtigstenHilfsmittel. Im Nachfolgetitel »Noch besser leben ohnePlastik« konzentriert sich Nadine Schubert vor allem aufdie Vermeidung von Mikroplastik.Besser leben ohne Plastik von Anneliese Bunk undNadine Schubert, Oekom Verlag,ISBN: 978-3-86581-784-6, 13 EURNo. 35No. 3502 201802 2018Portionsgrößen und Abgepacktes kaufen. Vieleessen zudem öfter unterwegs und fördern die Togo- und Take-away-Gastronomie. Der Überfluss unddie ständige Verfügbarkeit von fast allem befeuernunsere Wegwerfmentalität noch zusätzlich. Wir essen also Tiefkühlpizza und Rinderroulade als Fertiggericht, trinken Kaffee aus Pappbechern und Wasser aus Plastikflaschen, bestellen Schuhe, Schlafanzüge und Stabmixer transportsicher verpackt imInternet. Und wenn uns irgendetwas nicht mehr gefällt oder es nicht mehr richtig funktioniert, schmeißen wir es eben weg. Die Müllabfuhr kommt schließlich so zuverlässig wie die Tagesschau.Und die verkündete Anfang 2018, dass China unseren Müll nicht mehr will. Diverse Recycling-Materialien dürfen seit dem 1. Januar dieses Jahresnicht mehr dorthin exportiert werden. Bislang hatDeutschland große Teile seines Plastikmülls in dieVolksrepublik verschifft und steht jetzt nach demImportstopp vor einem großen Problem: Wohinmit dem Müll? Andere Exportmärkte, Verbrennung,Deponie oder stärkeres Recycling können keinesinnvollen Lösungen sein. Höchste Zeit, umzudenken, das Übel an der Wurzel zu packen und weniger Müll zu produzieren. Das scheint auf den erstenBlick besonders beim Sorgenkind Plastik unmöglichzu sein. Wir sind geradezu umringt davon: von derZahnbürste über die Fleecejacke bis hin zum Gartenstuhl. Der Kunststoff ist in alle Bereiche unseresStatt PlastikBei Jutta Grimm steht Selbermachen auf dem Plan. DieHaushalts- und Ernährungstechnikerin trägt in ihremBuch Bastel- und Nähanleitungen zusammen, die dabeihelfen, Plastik in fast allen Bereichen des Alltags zuvermeiden. Hilfreich sind auch die Rezepte für Kosmetik- und Putzmittelalternativen sowie die Informationenzu Inhaltsstoffen und diverse Kunststoffen.Statt Plastik: Schöne Sachen zum Selbermachen –das Ideenbuch für Einfälle statt Abfälle von JuttaGrimm, Pala Verlag, ISBN: 978-3-89566-348-2,19,90 EURWAS SOLL DER MÜLL?alltäglichen Lebens vorgedrungen. Vor allem imSupermarkt ist der Verpackungswahn ausgebrochen: Im Obst- und Gemüseregal findet man einzelnverpackte Auberginen – bio wohlgemerkt –, eineHandvoll Spinat im Plastik-Beutel, 20 Himbeerenin Kleinstverpackung und auch der Brokkoli wurdevorsichtshalber noch dreimal mit Folie umwickelt.Immerhin wurden vielerorts die Hemdchenbeutelabgeschafft. Das sind die dünnen Plastikbeutelin der Obst- und Gemüseabteilung, in die manchesogar die von Natur aus gut verpackten Bananenstecken. Die Plastiktüten an der Kasse sind jetztüberall kostenpflichtig oder wurden, wie etwa vomLebensmittelriesen Rewe, ganz abgeschafft.IBis Plastik vollständigzersetzt ist, dauert esje nach Zusammensetzung 50 bis 600 Jahre.bis Plastik vollständig zersetzt ist, dauert es je nachZusammensetzung 50 bis 600 Jahre.So lange bleibt es als Stoff auf der Erde. In den Weltmeeren haben sich bereits fünf riesige Müllstrudel gebildet, in denen Millionen Tonnen Plastikmülltreiben. Fische, Seevögel und andere Meerestierehalten den Müll für Nahrung, fressen ihn und sterben. 2017 strandete ein Schnabelwal an der norwegischen Küste. Forscher fanden in seinem Magen30 Plastiktüten. Für den Menschen kann vor allemjenes Plastik gefährlich werden, das wir mit bloßemAuge gar nicht sehen können. Sogenanntes Mikroplastik gelangt etwa beim Trinken aus einer Plastikflasche, durch Hygieneartikel und Kosmetika wieDuschgel, Peeling und Zahnpasta sowie beim Verzehr von Fisch oder Muscheln in unseren Körper.Viel diskutiert wurde in diesem Zusammenhangvor allem der Weichmacher Bisphenol A, der einewissenschaftlich nachgewiesene Wirkung auf dieSexual- und Schilddrüsenhormone hat.n der Tat hält Plastik unsere Lebensmittel frischund erleichtert den Transport vieler Produkte.Als unkompliziertes und vielseitig einsetzbaresWundermaterial eroberte Kunststoff Anfang des20. Jahrhunderts die Welt und revolutionierte inDeutschland mit Nylonstrümpfen und PVC-Bödenden Nachkriegsalltag. Bloß: Wir werden ihn nichtmehr los. Zumindest nicht in diesem Leben. DennPlastic PlanetUnverzichtbar für all jene, die sich näher mit demThema Plastik beschäftigen wollen, ist der Dokumentarfilm Plastic Planet von Werner Boote ausdem Jahr 2009. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise,wie sehr der Kunststoff unser Leben bestimmt undwelche Gefahren er mit sich bringt. In der Mediathekder Bundeszentrale für politische Bildung kann manden Film anschauen:bpb.deMonomeerDer Allrounder unter den verpackungsfreienOnline-Shops hat neben der Standardausrüstungwie Stoffbeutel und Dosen auch ausgefalleneProdukte wie Zahnseide, Sonnencreme und Locherim Angebot. Alles plastikfrei!monomeer.de09

Fakten wie diese brachten Bea Johnson dazu,ihr Leben umzukrempeln. Die gebürtige Französin brachte die Welt 2010 mit einem Weckglasvoll Müll zum Staunen. In dem Glas befand sichder Müll, den sie in einem ganzen Jahr produzierthatte, mitsamt ihrem Mann und den zwei Söhnen.Dafür änderte sie ihr Konsumverhalten radikal, fingan, vieles selbstzumachen und suchte unermüdlichnach Alternativen für die Plastikprodukte in ihremAlltag. Mittlerweile ist sie so etwas wie die Mutterder sogenannten »Zero-Waste«-Bewegung. Übersetzt heißt das so viel wie »ohne Müll« und ist einLebensstil, bei dem man auf Plastik und Müll (weitestgehend) verzichtet. Es geht darum, den eigenenKonsum kritisch zu hinterfragen, bereits Vorhandenes wiederzuverwenden und Kaputtes zu reparieren.Es geht darum, deneigenen Konsum kritischzu hinterfragen, bereitsVorhandenes wiederzuverwenden und Kaputteszu reparieren.No. 35No. 3502 201802 2018kleinen Tante-Emma-Läden, in denen man Lebensmittel ohne Verpackung einkaufen kann. Mitgebrachte Behälter wie Dosen, Stoffbeutel oder Glasflaschen werden vor dem Einkauf gewogen, damitman am Ende auch nur das bezahlt, was man reingefüllt hat. An den Wänden hängen große Spender, in denen Produkte wie Getreide, Nudeln, Müsli,Öl, Kaffee und Gewürze lagern. Viele Läden führenauch eine immer größer werdende Auswahl an NonFood-Artikeln wie Reinigungsmittel und Kosmetik.Zweifellos bedarf diese Art des Einkaufensgrößerer Vorbereitung und Planung als einspontaner Gang zum Supermarkt. Wer sich aberdarauf einlässt, wird feststellen, dass ein Lebenmit weniger Müll keinen Verzicht bedeutet. Hat manden Konsum und die Einkaufsroutine erstmal umgestellt, spart man am Ende sogar Zeit und Geld.Trotzdem ist es für viele schlicht unmöglich, komplett auf Plastik zu verzichten. Mit ein paar kleinenÄnderungen und Umstellungen hier und da könnenwir die Müllberge aber allemal reduzieren. Und daswäre doch schon ein kleiner Schritt in die richtigeRichtung.Verpackungsfreie LädenUmfangreiche Listen mit verpackungsfreien Läden inDeutschland findet man Gut eingepacktAb ins KörbchenNehmen Sie einen Korb, eine Stofftascheoder einen Jutebeutel mit zum Einkaufen. Für loses Obst, Gemüse und andereKleinigkeiten gibt es Beutel aus Stoff,die man mit etwas Geschick auch selbstnähen kann. Legen Sie am besten in jedeHandtasche und ins Auto einen Beutel.10 TIPPSBrotdosen, Schüsseln und Schälchen aus Plastik sind praktisch,lassen sich aber leider kaum recyceln. Dosen fürs Frühstück oder zurLebensmittelaufbewahrung gibt esauch aus Edelstahl, für Suppenoder warme Speisen auch isoliert.Simple Schraubgläser eignen sichebenfalls für den Transport vonEssbarem.für einen Alltag (fast) ohne PlastikBitte lächelnIn Großstädten ist das Konzept zum

»Susie’s Senior Dogs« Große Kulleraugen, kurze Beinchen und eine süße Stupsnase: Dem Charme von Hundewelpen kann sich kaum jemand entzie - hen. Wenn sie dem Kindchenschema entwachsen sind, kommt es auf etwas anderes, viel wichtigeres an: Charakter! Davon haben »Susie’s Senior Dogs« reichlich zu bieten. Die Internet-